The Pinpricks

Diese Stiche gehen unter die Haut
Im Interview mit The Pinpricks

Begleitet von der Abendsonne mache ich mich auf zum Hochbunker Kiel, um mich mit dem gutgelaunten Trio von The Pinpricks zum Interview zu treffen. Im obersten Stockwerk setzen wir uns in eine Ecke und reden über die Wandlung, die diese Band
durchgemacht hat…

Die Nadelköpfe
Dieses Powertrio besteht aus Sängerin und Gitarristin Ronja (24), Nils (32) – dem Mann am Bass und Palle (21) – der die Sticks in Händen hält und es damit am Schlagzeug krachen lässt. Zusammen stechen sie mit ihrer Musik in jeden, der sie hören will.

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(von links nach rechts: Nils, Ronja und Palle)

Ronja überlegt und erzählt: „Mein Papa spielt Gitarre und er hat mir, als ich zehn war, eine Gitarre geschenkt. Zu der Zeit fand ich das noch nicht so toll. Erst mit 12 habe ich dann gesagt `Ich will’s jetzt doch´. Dann hat zuerst er mir was beigebracht und dann habe ich meine beste Freundin mitreingezogen. Die hat dann auch angefangen Gitarre zu spielen und zusammen haben wir Unterricht genommen.“

Nils spielt erst seit zwei Jahren Bass – und das sehr gut. „Bei mir hat alles mit dieser Band angefangen. Ronja hat mal irgendwann gefragt, ob ich nicht Bass spielen könne, weil der Band noch ein Bassist fehlt. Ich habe mir einfach einen Bass bestellt und dann habe ich damit angefangen.“ Weil ihm die Musik der Band sehr zusagt, investiert er viel Zeit in seinen Bassunterricht.

Palle denkt an seine Kindheit zurück und lächelt: „Mein Vater ist Schlagzeuger. Ich konnte kaum laufen, als ich mich an sein Schlagzeug gesetzt und gespielt habe. Mit sechs Jahren habe ich dann mein eigenes Schlagzeug gekriegt und damit war das Fundament gelegt. Ab dem Zeitpunkt war Schlagzeug eines der größten Teile meines Lebens.“

Gemeinsam teilen sie denselben Humor. „Bei Bandproben können wir wie kleine Kinder sein, die zusammen viel Spaß haben“, meint Ronja grinsend. Und den Spaß, den sie zusammen haben, teilen sie mit anderen, wenn sie ihre Instrumente erklingen und ihre Songs für sich sprechen lassen.

„Grüne Oma“ war einmal
Ronja, Nils und Palle haben nicht von Anfang an gemeinsame Sache gemacht. Ronja und ihre beste Freundin gründeten mit 15 Jahren eine Band und waren auf der Suche nach weiteren Bandmitgliedern. Die Zeit verging und mit 16 Jahren wurde Palle, der zu dem Zeitpunkt erst 13 war, in die Runde aufgenommen. „Mein Vater meinte damals `Palle, du spielst immer nur im Keller. Du brauchst eine Band´ und so wurde ich eigentlich `gezwungen´, in diese Band zugehen“, erzählt Palle amüsiert. Diesen Schritt vor acht Jahren hat er nie bereut. Die ersten gemeinsamen Proben fanden statt und bald schon stand der erste Auftritt an, für den sie sich zuerst aber einen Bandnamen überlegen mussten. „Wir wollten was Witziges“, erklärt Palle. Eine `kiffende Oma´ kam ihnen in den Sinn und so nannten sie sich GreenGrandma. Ein Name, der bei vielen hängen geblieben ist und der mit vielen Auftritten der Band verbunden wird. GreenGrandma machte in den folgenden Jahren weitere Musikerwechsel durch. Nils ist seit den Anfangsjahren als Zuhörer und Mann hinter den Kulissen („Er war unser Merch-Man“ – Ronja) Teil der Crew. Da vor einigen Monaten der ehemalige Bassist nicht mehr bei den Bandproben dabei sein konnte, meinte Ronja zu Nils: „Du kannst die Songs ja eh schon spielen.“ Bei besagten Proben stellte sich heraus, dass das ganz gut klappt. Aus dem Ersatz-Bassisten wurde Anfang 2016 ein fester Bestandteil des Trios. „Und dann dachten wir darüber nach, was wir eigentlich noch mit dem Namen `GreenGrandma´ verbinden; was ist unser Bezug dazu; was präsentieren wir damit und dabei ist uns dann aufgefallen, dass es sich so anfühlt, als würden wir uns nicht selber vorstellen, wenn wir diesen Namen sagen, sondern als würden wir von etwas anderem sprechen“, versucht Palle zu beschreiben. Jedes Bandmitglied ist mit der Zeit reifer geworden, hat Erfahrungen gesammelt und so kamen sie zu dem Entschluss, dass die Band einen seriöseren Standpunkt erreicht hat.

Pink Floyd gab mit seiner Liedzeile „Just a little pinprick“ (aus dem Lied „Comfortably Numb“) den Anstoß. Heute nennt sich die Kieler Band `The Pinpricks´ (dt. Die Nadelstiche). Es dauert nicht lange und Palle erzählt mir seine ganz persönliche Assoziation zu dem Namen: „Der Stich – die Musik – geht unter die Haut. Die Themen, die wir in unseren Liedern bearbeiten, sind häufig gesellschaftskritisch und gehen um Liebe und Schmerz. Diese Verbindung, dass man irgendwo einsticht, fand ich persönlich sehr gut.“ Aber nicht überall kam der neue Name gut an. Viele Fans beschwerten sich und verstanden diesen Wandel nicht. Heute haben sie erkannt, dass die Band einen Neuanfang gemacht hat, aber trotzdem ihrer Musik treu geblieben ist.

Ihre Musik geht wie ein Nadelstich unter die Haut. Es ist kein Stich, der mit Schmerzen verbunden ist – Punk, Hardrock, Stoner, Classic Rock, Blues Rock und Alternative unterscheiden ein Lied vom anderen und lassen die Zuhörer wippen, tanzen und hüpfen. „Alternativer Hardrock, der ein bisschen an die 70er Jahre erinnert, aber in druckvollem, modernerem Stil wiedergeben wird.“

Von der Straße bis zur Arztpraxis
Der erste gemeinsame Auftritt in dieser Formation war im „Medusa“ (Kieler Club). Für Nils war es der allererste Auftritt seines Lebens und die Aufregung dementsprechend groß. „Ich habe auf der Bühne gestanden und gedacht `Was machst du hier eigentlich?´ Und dann haben die anderen beiden angefangen zu spielen und ab da lief alles wie von selbst“, erinnert er sich. Chaotisch war der Auftritt, aber am Ende waren sie sich alle sicher: „So wie es jetzt ist, ist es das Richtige.“ Die Herausforderung, eigene Lieder zu spielen, die eigentlich keiner kennt, gibt es vor jedem Auftritt. Die Drei wissen, dass es immer jemanden gibt, der hinter ihrer Musik steht – nämlich sie selbst. Palle lehnt sich in seinem Stuhl zurück und zitiert singend Udo Lindenberg: „Ich spiele einfach weiter und ich mach‘ mein Ding. Egal, was die anderen sagen“, denn er findet: „Als Gruppe merken wir – um Udo Lindenberg nochmal zu zitieren – `Gemeinsam sind wir stark´.“ Gemeinsam rocken sie das Publikum vor kleiner und großer Bühne. Gelangweiltes Publikum beginnt zu staunen und ein Lächeln macht sich in ihren Gesichtern breit; Publikum, das bereits am abfeiern ist, feiert noch mehr ab. „Das, was wir in unseren Songs verpacken ist das, was wir in unserem Herzen spüren und spielen wollen und dadurch klingt die Musik dann auch so, wie sie jetzt klingt. Mit dem, was man selbst geschaffen hat, geht man ganz besonders um. Wir haben den Mut, das zu tun, was wir für richtig halten.“

Nadelstiche – man sieht sie auf der Straße und in Arztpraxen. Jeder braucht seine Dosis zum Überleben. Und wir als Zuhörer brauchen unsere „Nadelstiche“ (Musik) ebenso. Auf der „Straße“ (kleine Bühne) und auch in der „Arztpraxis“ (große Bühne)!

Immer mehr davon
Vor kurzem haben The Pinpricks eine Demo mit drei Liedern aufgenommen, die sie zu ihrem Auftritt auf der Kieler Woche mitbringen werden. Die Zeit im Studio? „Es war eine geile, aber auch anstrengende Zeit“, findet Nils glücklich. Ronja lacht und sagt: „Ich habe zwischendurch gedacht `Ich kann überhaupt nicht Gitarre spielen´, weil man auf den Aufnahmen jeden Fehler hören konnte. Aber das hat mich motiviert, noch besser zu werden.“ Ähnlich erging es auch Palle. Spielerisch genervt demonstriert er: „Du spielst acht Stunden lang den gleichen Song und jedes Mal verspielst du dich an der gleichen Stelle. Dann denkst du `Ok, alles klar. Dann höre ich jetzt halt auf Schlagzeug zu spielen. Ist doch egal, kann ich’s halt doch nicht´“, und ein Lachen hallt durch den kleinen Flur, in dem wir sitzen. Die Demo wird aber nicht das einzige Material sein, das wir von dem Powertrio zu hören und zu sehen bekommen – ein Video soll gedreht werden. Wann das veröffentlicht wird, steht noch offen. Auf ihren Auftritt zur Kieler Woche freuen sie sich auch schon – es ist bereits ihr 6. Mal. „Es ist jedes Jahr irgendwie familiär, aber trotzdem immer was Neues. Ihr Menschen da draußen seid alle herzlich willkommen!“

Dieses Team will mehr! Mehr Auftritte, mehr richtige Konzerte und vielleicht irgendwann aufs Ganze gehen. Das Zeug dazu haben sie! Zeug, das süchtig macht. Zeug, von dem man immer mehr haben will. Immer mehr Nadelstiche, die das Zeug unter die Haut stechen – The Pinpricks und ihre Musik.

Für eure Zukunft wünsche ich euch, dass ihr euch selbst nie an euren Nadeln stecht und verletzt! Setzt sie bei anderen an und „infiziert“ sie mit eurer Musik und lasst diese durch das Blut anderer fließen.

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Das Interview wurde am 28. Mai 2016 in Kiel geführt.

Kontakt
www.thepinpricks.de
E-Mail: thepinpricks@gmx.de
Facebook: The Pinpricks
Soundcloud: The Pinpricks