Fools & Kings

Idiotisch königlich
Im Interview mit Fools & Kings

Zum Interview treffe ich einen chaotischen Haufen. Wer von ihnen die Idioten und wer die Könige sind, ist mir bis heute noch unklar. Mit Keksen, die laut Max nach Pappe und Müsliriegeln schmecken, und Tee machen wir es uns gemütlich. Die ersten Witze werden gerissen und schon bin ich mitten im Geschehen …

Idioten und Könige
Zu dieser verrückten Truppe gehören Sänger und Klarinettist Robin (24), Gitarrist Andreas Lukas (25), der sich beim Singen Robin anschließt, Gitarrist Tilman (20), der zusätzlich am Synthesizer in die Tasten haut, Bassist Max (25) und Simon (25), der bei Auftritten immer hinter den Jungs sitzt – nämlich am Schlagzeug.

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(von links nach rechts: Simon, Andreas Lukas, Max, Robin und Tilman)

Wie ein Prinz dazu geboren wird, eines Tages den Platz seines Vaters auf dem Thron zu übernehmen, wurden auch diese Jungs dazu geboren, Musik zu machen. Robin fängt scherzhaft an zu rappen, lacht und meint: „Ja, so habe ich angefangen zu singen, nein Spaß! Mit acht Jahren habe ich angefangen Klarinette zu spielen. Mit ca. 15 kam dann die Gitarre und Theorie dazu. Ich habe dann zusätzlich erste Songs gecovert und bei Youtube hochgeladen. 2011 habe ich dann Andreas Lukas kennengelernt. Weil in seiner Band Defunk der Sänger abgesprungen ist, meinte ich scherzhaft `Eigentlich könnte ich das doch übernehmen´ und er `Warum nicht? Hier hast du die Songs. Üb‘ die mal und stell‘ dich in drei Wochen bei uns vor´.“ Er lehnt sich gemütlich in seinem Sessel zurück und sagt: „Und dann habe ich gesungen.“

Andreas Lukas spielt schon von klein auf Gitarre. „Bei Volksfesten blieb ich immer bei den Big Bands mit ganz großen Augen stehen, weil ich die so beeindruckend fand. Meine Eltern haben mich dann mit acht Jahren zum Gitarrenunterricht geschickt.“ Das richtige Interesse kam dann mit elf, als er Jimi Hendrix hörte. Seitdem interessiert er sich für alle möglichen Musikarten. Mit seinem absoluten Gehör fiel ihm das Musizieren nicht schwer. So kam es, dass er erst im Nachhinein Notenlesen gelernt hat. „Ich brauchte die nie, weil ich alles raushören konnte“, schmunzelt er.

Tilman, der laut seinen Bandkollegen das „musikalische Genie“ der Band ist, hat anfangs Bass gespielt. „Ich wollte dann aber eigene Songs, Akkorde und Melodien schreiben und habe zur Gitarre gewechselt. Ich hatte dann drei Jahre Unterricht und dann kam Klavier dazu. Das stand bei uns zu Hause rum, ich merkte, dass da was Brauchbaren bei herauskommt und nehme nun seit einem Jahr Unterricht“, erzählt er locker.

„Musik hat mich schon immer fasziniert“, fängt Max an zu erzählen. „Es gibt witzige Kindervideos von mir, wie ich am Strand auf umgedrehten Plastikeimern trommle und singe. Meine Eltern haben mir dann irgendwann ein Keyboard geschenkt – das beste Instrument, um zu Komponieren. Ich wollte aber auf die Bühne und mich dort auch bewegen können, also habe ich mich für einen Bass entschieden.“ Die Jungs fangen an zu lachen und Max erklärt mit ernster Miene: „Vor allem ist Bass ein sehr unterschätztes Instrument. Viele Leute denken, Bassisten sind Gitarristen, die für die Gitarre nicht gut genug sind, aber das stimmt gar nicht. Als Bassist kann man einen Song unglaublich gut vorantreiben und im Hintergrund den Musikern ein Fundament geben, auf dem sie sich dann entfalten können.“ Max spielt einen 5-Saiter und als er dann schwärmt: „Es gibt nichts Schöneres, als die tiefste Saite einmal richtig stark anzuschlagen und den Bass aufzudrehen“ bekommt er ganz leuchtende Augen.

„Ich habe mit Schlagzeug angefangen, weil meine Eltern wollten, dass ich mir ein Hobby suche – Sport oder Musik. Schlagzeug liegt exakt in der Mitte und so habe ich mit acht damit angefangen“, beginnt Simon. Nach einer kurzen Pause fährt er lachend fort: „Während meiner Schulzeit überlegte ich mir dann, dass ich keinen anständigen Beruf ergreifen, sondern Musiker werden will. In Hannover habe ich dann eine Ausbildung zum Berufsmusiker gemacht.“ Simon darf sich heute „Geprüfter Berufsmusiker/qualifizierter Musikpädagoge“ nennen.

Musiker mit Dachschaden
Andreas Lukas und Max kennen sich seit sie drei Jahre alt sind; jede musikalische Phase ihres Lebens haben sie zusammen durchlebt. So mancher wird sie sicherlich von „Matt Chase und Band“ kennen. Andreas Lukas entschied sich 2009 dazu, alleine Musik zu machen, nahm erste Demos auf und verteilte diese im Freundeskreis. 2010 wurde dann Defunk durch Andreas Lukas und Max gegründet. Zufällig gründete sich 2013 dann die Band The Panic The Vomit (dt. Die Panik Die Kotze). Teil dieser Band waren Andreas Lukas (Gitarre), Robin (Gesang), Lars (Schlagzeug), Lukas (Gitarre) und Claas (Bass). Claas wurde durch Max ersetzt und Lukas durch Tilman, denn „Weil wir alle nicht so hübsch sind, brauchten wir jemanden, der auf der Bühne was hermacht“, witzelt Max und schon kuschelt sich Tilman an ihn. 2014 verließ Lars die Band und Simon übernahm seinen Platz. Da fällt Robin ein: „Wir hatten auch überlegt, Andreas Lukas gegen einen Kühlschrank einzutauschen, aber der summt nicht hoch genug.“

Da man mit „Die Panik Die Kotze“ keinen positiven Eindruck hinterlässt und es dazu kam, dass die Band nicht gebucht wurde, benannten sie sich in „Fools & Kings“ um. Max beginnt scherzhaft: „Weil damals zwei von uns bei Burger King gearbeitet haben und der Rest eh Idioten sind …“ doch Andreas Lukas wirft nach einem kurzen Lachanfall ein: „Die wahre Geschichte ist, dass wir alle große Muse-Fans sind. Meine damalige Freundin hörte das Lied `Knights of Cydonia´ und da gibt es eine Textzeile, die …“ Da wird er von Robin unterbrochen, der sogleich „When fools can be kings“ anstimmt. So entschieden sie sich für diesen amüsant-königlichen Namen.

Von Anfang an habe ich gemerkt, dass diese Band wie eine zusammengeschweißte Familie ist. Andreas Lukas unterstützt meinen Gedanken mit: „Wir sind alle schon ein bisschen miteinander verheiratet.“ Hier wird fließend Ironisch mit sarkastischem Akzent gesprochen. Simon meint lachend dazu: „Das ist etwas, was ich an dieser Band sehr schätze – wir haben alle einen an der Waffel.“ Musiker mit Dachschaden sozusagen – auf positive und liebevolle Art. Andreas Lukas lacht: „Wir haben total ernste Songtexte, nehmen die Sache mit der Band sehr ernst und haben einen Humor zum Davonlaufen. Wir werden Backstage immer gefragt“ – alle stimmen mit ein – „Was stimmt denn nicht mit euch!?“

Eingängig und anspruchsvoll
Ihr Progressiver Pop ist eine Mischung aus vielen unterschiedlichen Bands und Solokünstlern. Durch ihre eingängigen, aber sehr anspruchsvollen Songs wird man immer wieder an Muse, Queen, die Beatles, Porcupine Tree, Flying Colors und die Foo Fighters erinnert. Andreas Lukas kümmert sich hauptsächlich um die Texte. Er sagt: „Musik war schon immer ein Ventil für mich. Wenn mich etwas gestört hat oder ich emotional instabil war, habe ich das – bzw. ich mache das immer noch – in meinen Songs verarbeitet.“ Jeder der Fünf hat für sich seine eigenen Vorbilder, die ihn beeinflussen. Robin zum Beispiel findet Avantasia-Sänger Tobias Sammet und Muse-Sänger Matthew Bellamy inspirierend.

„Könige“ präsentieren sich
Der erste Auftritt war im April 2014 in der Kieler Schaubude. Viel lieber denken die Jungs aber an ihren Auftritt in Süsel beim „Ehrensache Festival 2015“: Sofas wurden nach draußen getragen, es waren um die 100 Leute anwesend und gemeinsam verbreiteten sie gute Laune. „Es gibt einfach kein geileres Gefühl, als wenn man auf der Bühne steht, seine Musik spielt und das Publikum anfängt zu tanzen“, sagt Max mit einem Lächeln auf den Lippen. Fanbindung ist für alle sehr wichtig. Robin hat sich extra ein Funkmikro gekauft, um ins Publikum gehen zu können – dann lässt er gerne auch mal andere singen, wenn er merkt, dass sie den Text können. Mittlerweile hat sich ihre Nervosität in Lust verwandelt. Simon erinnert sich: „Früher hatte ich beim ersten Song zittrige Hände. Heute gucke ich ins Publikum und freue mich“ und Max fügt hinzu: „Bevor es dann auf die Bühne geht, kann ich es kaum noch erwarten!“

Hat sich in der Zeit etwas verändert, seitdem sie auf der Bühne stehen? Nach kurzer Überlegung meint Robin schmunzelnd: „Tilman ist gewachsen.“ Vielleicht wurden sie ja schon auf der Straße erkannt und angesprochen? „Ich habe eher das Gefühl, du kommst von der Bühne und die Leute erkennen dich nicht als den, der gerade noch auf der Bühne stand“, berichtet Simon. In Hamburg sei es schon mal vorgekommen, dass einer von ihnen nicht wieder in den Club gelassen wurde, wo sie einen Auftritt hatten – Andreas Lukas musste dem Türsteher erklären, dass jene Person zur Band gehört. Auch an einen leicht unangenehmen Vorfall erinnern sie sich. „Max‘ Bass ist runtergefallen, weil der Gurt nicht fest war. Er hat versucht ihn zu reparieren und nach kurzer Zeit dachten die Veranstalter `Ihr seid ja eh fertig´ und unser Auftritt war vorbei, obwohl wir noch Lieder zu spielen hatten“, erzählt mir Robin.

In Search of Balance
Von The Panic The Vomit ist bereits eine EP erschienen. Im Gegensatz zum frisch erschienenen Album „In Search of Balance“ hatten sie alles innerhalb von zwei Tagen eingespielt. Beim Album ließen sich die Jungmusiker ein ganzes Jahr Zeit, denn hierbei ging es ihnen um höchste Qualität. Nachdem es zwischen ihnen und ihrem Tontechniker zu Meinungsverschiedenheiten kam, entschieden sie „Wir machen uns selbst ein Album“. So kam es, dass fast alle Instrumente und der Gesang bei Andreas Lukas im Zimmer aufgenommen und die CD an seinem Rechner gemischt und editiert wurde. Simon spielte sein Schlagzeug bei sich selbst im Keller ein und schickte Andreas Lukas die Aufnahmen zu. Ihr Album hört sich live ganz anders an, denn für das Recording wurden auch Musiker der Lübecker Musikhochschule (Streicher, Blechbläser, Chorsänger) eingeladen, zu denen Andreas Lukas Kontakt hat. Auch Freunde aus der Kieler Musikszene wurden für das Recording eingeladen. Das Album ist die Möglichkeit ihre Songs so zu realisieren, wie sie sie gerne hätten – es sollen die Songs im Mittelpunkt stehen; auf der Bühne geht es dann um die Band, die sie performt. Für alle war es eine langwierige Zeit, aber Simon sagt stolz: „Man fühlte sich wie eine der großen Bands im Studio, nur dass wir nicht unter Zeitdruck standen.“ Nach so langer Zeit ist man erleichtert, endlich fertig zu sein und wie fühlt sich das Endergebnis an? Andreas Lukas erinnert sich an mein Interview mit Fin the Chaef und sagt: „Der Gitarrist hat es sehr gut mit `wie ein Baby kriegen´ umschrieben. Das trifft bei uns auch zu.“ Da wirft Robin lachend ein: „Wir haben zusammen ein Baby gemacht!“ Der Albumtitel stammt aus einer Textzeile ihres Liedes „Halo“. Ihre Assoziation: Suche nach dem eigenen Seelenfrieden, aber auch der Versuch, all ihre verarbeiteten Musikstile in Balance zu bringen.

Königliche Pläne
Auf meine Frage, welche Zukunftspläne sie haben, fängt Robin in die Luft schauend an aufzuzählen: „Ich würde gerne ein Haus haben …“ Natürlich stehen „für immer Kontakt halten“ und „weiter zusammen Musik machen“ an oberster Stelle! Auch erste Überlegungen zu einer kleinen Tour und einem möglichen zweiten Album schweben im Raum. Bevor sie dann aber wirklich durchs Land ziehen, kommt zuerst ihr Auftritt auf der Kieler Woche. „Wir freuen uns über jeden, der zu uns kommt, ziemlich königlich“, sagt Andreas Lukas und Robin schließt sich ihm an: „Gebt uns die Chance, euer Herz zu gewinnen.“ Da kommt Simon die Idee: „Wir spielen nackt – mit nur einer Socke bekleidet“, doch Max setzt ihm entgegen: „Also das können wir nicht versprechen, weil dann kommt keiner.“ Wir lassen uns überraschen!

Diese fünf „Idioten und Könige“ werden ihre Pläne mit Sicherheit, Ernst und vor allem Spaß umsetzen. Jeder trägt seinen Part zur harmonischen Bandatmosphäre bei. Um nur einiges zu nennen – Max sagt über Andreas Lukas: „Ich kenne keinen zweiten wie ihn. Er ist sehr loyal, lieb und zudem mein bester Freund“ und an Simon gerichtet: „Er bringt bei uns alles auf eine professionelle Ebene, auf die wir ohne ihn gar nicht kämen.“ Grinsend schaut Max zu Robin rüber: „Robin ist unser Bärchen. Den kann man immer so richtig schön knuddeln“ und dann legt er Tilman freundschaftlich seine Hand auf die Schulter und sagt beiläufig: „Tilman mag ich nicht“, was selbstverständlich nur ein Scherz ist.

Das gesamte Interview wurde von unserem Gelächter begleitet. Die Jungs haben mir bewiesen, wie Simon schon sagte, dass sie einen an der Waffel haben. Idiotisch königlich eben! Dennoch kann man davon ausgehen, dass sie, was die Musik betrifft, ernsthaft arbeiten und die Bühnen beherrschen können wie „Könige“.

Für eure Zukunft wünsche ich euch musikalische Momente, bei denen ihr euch wie Könige und nicht wie Idioten fühlt. Egal was auf euch zukommt, ihr werdet euch sicherlich keinen Zacken aus der Krone brechen!

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Das Interview wurde am 09. April 2016 in Kiel geführt.

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