Gordon Shumway

Ein Pseudonym für ihre Kunstform
Im Interview mit Gordon Shumway

Mit den chaotischen Jungs von Gordon Shumway geht es am 29.03.2017 in die Kieler Campus Suite. Themen wie Alf, Punk-Rock und Social Media werden heiß diskutiert und das, was am Ende wichtig ist, wird mir ganz klar vor Augen geführt.

Freizeitpunker
Gordon Shumway klingt nach einem, sind aber zwei. Sänger, Bassist und Jörens Untertan namens Nils – genannt Holzer – (25) und Chef Jören (24) am Schlagzeug („Schiessbude“) brechen aus dem makellosen Musikgenre Punk-Rock aus und treten der heutigen von Social Media abhängigen Gesellschaft entgegen.


(von links nach rechts: Holzer und Jören)

Holzer überlegt grinsend: „Wie fing das bei mir an? Das Singen kam mit meiner früheren Band Affengebrüll, als ich 16 Jahre alt war. Genau wie bei Gordon Shumway musste ich singen, weil es wahrscheinlich kein anderer besser konnte. Das Gitarre spielen kam irgendwann dazu und jetzt spiele ich Bass bei Gordon Shumway, weil ich es muss.“

Jören – feierte mit der Band Elvis Dies Tomorrow, wo er den Bass wummern lässt, internationale Erfolge. In dieser Band sorgt er hinter dem Schlagzeug für den richtigen oder auch mal den falschen Beat, aber eigentlich möchte er lieber Gitarre spielen. So war das auch früher schon. „Ich habe in der Schule ein musikalisches Früherziehungsjahr – Musikzirkel – gemacht. Dort konnte man jeden Monat ein anderes Instrument ausprobieren. Der Witz war: das waren 12 Instrumente und Gitarre war bei mir das Letzte. Ich musste also ein Jahr warten, bis ich das Instrument spielen konnte, das ich wollte“, erinnert er sich.

Gordon Shumway waren aber nicht immer nur zu zweit. Bis vor mehr als einem halben Jahr waren sie noch zu dritt. Jören blickt in die Ferne und denkt zurück: „Holzer und Hagen haben früher zusammen Musik gemacht und mich dazu überredet mitzumachen. Ich wollte nicht, musste aber und schon saß ich hinterm Schlagzeug.“ „Und der Bandname kam uns, als wir zusammen `Alf´ geguckt haben“, redet Holzer weiter. Vielleicht waren auch Alkohol und eine Vision der Weltherrschaft mit im Spiel. Aus einer damals urkomischen Idee ist heute ihr „Pseudonym für die Kunstform“ ihrer Musik geworden. Hagen hat die Band im vergangenen Jahr dann aus persönlichen und beruflichen Gründen verlassen. Jören und Holzer glauben, er befinde sich vielleicht auf Tour mit der Band Green Day oder er bekocht Kindergartenkinder – aber das ist eher unwahrscheinlich.

Fressen und gefressen werden
Wie lässt sich die „Kunstform“ von Gordon Shumway beschreiben? „Anfangs wollten wir zu den anderen Kieler Punk-Bands gehören“, beginnt Holzer, aber „Wir waren nicht mit denen auf einer Wellenlänge, also haben die uns ausgegrenzt. Die Kieler Bandszene ist wie ein Haifischbecken. Fressen und gefressen werden. Und wir haben uns aufs Fressen spezialisiert“, ergänzt Jören. Mit ihren deutschen Songtexten machen sie sich ausschließlich über andere lustig, möchten ihre Zuhörer provozieren, indem sie sie auf das Leben in unserer Gesellschaft aufmerksam machen und finden: „Unsere Provokation funktioniert. Das ist immer wieder ein Zeichen, wie intolerant doch die vermeintlichen tolerantesten Menschen in unserer Kultur sind.“

An ihren ersten Auftritt zu dritt können sie sich noch gut erinnern. Es war volles Haus und Jören sagt: „Das war schrecklich. Das waren sehr viele Leute und wir konnten unser Set nicht richtig spielen.“ Damals haben sie noch Akustik gespielt und laut Holzer alles etwas langsamer. Jören denkt an ihren Rhythmus, lacht und fügt hinzu: „Der Schlüssel zum Erfolg der Musik ist, alles schneller zu machen, als man denkt, weil dann ist es schneller vorbei.“ Ihren selbsternannten Meilenstein hatten sie dann aber bei ihrem ersten Auftritt zu zweit. „Das war wie eine kleine Wiedergeburt der Musik.“ Besonders aufregend ist es für die beiden, wenn sie etwas Neues ausprobieren. Jören grinst in sich hinein und gibt zu: „Bei mir schlägt die Aufregung immer relativ schnell in Euphorie um. Wenn die Leute das gut finden, dann habe ich Spaß und wenn sie das scheiße finden, dann habe ich meistens noch mehr Spaß.“ Bei Holzer ist es ähnlich: „Ich habe dann so eine Unbeschwertheit beim Spielen, wenn das Publikum unseren Lärm scheiße findet.“

Bevor das Publikum aber zu hören kriegt, was Gordon Shumway denken, versuchen sich die beiden für den Auftritt warm zu machen, was oft wegen ihrer Faulheit nicht immer klappt. Dann ist beim Auftritt doch sicher schon mal was schief gelaufen oder? „Wäre ich Julius Kröger (Sänger bei Elvis Dies Tomorrow), würde ich sagen, ich habe alles im Griff, aber“, beginnt Nils locker, aber da wird er von Jören unterbrochen: „Im Prinzip läuft viel schief, aber das ist uns egal.“ Aber der Gordon Shumway-Strom reißt nicht ab! Ein persönlicher Hightlight-Auftritt war wohl, als sie als Vorband einer ihrer Lieblingsbands spielen durften: Schmutzki. „Wenn du die Zusage als Vorband für eine Band bekommst, die du selber total abfeierst, dann ist das nochmal was anderes, als wenn du einfach auf ein Konzert gehst“, finden beide glücklich.

Gefühle Pur
„Gefühle Pur“ – so heißt ihre erste EP. In diese haben sie viel Zeit, Arbeit, Herzblut, Enthusiasmus und Idealismus gesteckt. Jören macht mir klar, dass hinter so einer EP viel mehr steckt, als nur auf „record“ drücken. Große Faktoren sind ein gutes Studio mit gutem Sound, eine gute Musikausrüstung, die Musik muss stimmen, aber auch eine erfahrene Person hinter dem Mischpult ist wichtig. „Wenn der Typ, der hinter dem Mischpult sitzt, keine Lust hat, sich mit deiner Musik auseinander zu setzen, sich nicht auf dich einlassen kann und dich das einfach nur spielen lässt, dann wirst du am Ende selbst nicht zufrieden sein. Wenn du aber jemanden hast, der Wert auf die Musik legt, dann klingt es auch dementsprechend.“ Gordon Shumway waren bei Jens Krabbenhöft im JAK’s Hell. „Das war eine deprimierende Arbeit. Du hast das Gefühl, du kannst nichts. Aber Jens formt dich und am Ende bist du stolz auf das, was du erreicht hast“, meint Holzer. „Wenn man sein nicht existierendes Talent seelisch überwunden hat, dann geht es“, fügt Jören hinzu. Und der Schlüssel zum Erfolg sind: Harte Arbeit, viel Selbstreflexion, Schweiß, Ordnung, Sauberkeit, Disziplin und Pünktlichkeit. Zudem kann öffentlich bekanntgegeben werden, dass zwei weitere EPs in Planung sind.

Weiterreisen
„Jetzt geht es rund!“ Für die kommende Zeit sind beide bereit. Jören überlegt: „Wir sind wie ein perfektes Ehepaar. Wir ergänzen uns in vielen Dingen. Wenn Holzer ausrastet, bleibe ich ruhig und wenn ich ausraste, bleibt Holzer ruhig. Holzer ist sehr hilfsbereit, kritikfähig, lernfähig, geduldig, hält immer meine schlechte Laune aus und bekocht mich.“ „Und Jören ist ein sehr ehrlicher Mensch, ebenfalls immer hilfsbereit und nicht doof wie 100 Meter Feldweg“, listet Holzer weiter auf. Als „perfektes Ehepaar“ freuen sie sich schon auf ihren Auftritt auf der Jungen Bühne Kiel zur Kieler Woche 2017. „Wir sind sehr dankbar, dass wir auch von der Jury so gut bewertet wurden.“ Zudem freuen sie sich auf das BandCamp (ein kostenloses Promovideo gedreht im vor Ort stehenden Bandcontainer), auf die vielen Leute vor Ort und einigen sich auf ein gemeinsames Schlusswort: „Es könnte großartig werden und wenn nicht, dann ist das egal. Aber macht euch auf was gefasst! Wir werden unsere ganze Energie da rein stecken, um diesen Auftritt zu etwas Besonderem zu machen. Und wir möchten natürlich ganz liebe Grüße an die richten, die nicht reingekommen sind – wir hätten gerne ein paar der anderen Bands auf der Bühne gesehen. Also Grüße an alle außer Elvis Dies Tomorrow!“ Egal, was die Zeit bringt und die Gesellschaft für Gordon Shumway bereithält – sie werden weiterreisen.

Für eure Zukunft wünsche ich euch, dass ihr beim Ritt auf den Sozialen Medien niemals den Halt verliert und euch von der heutigen Gesellschaft nicht unterkriegen lasst! Bleibt, wie Alf, eine andersdenkende Lebensform.

Das Interview wurde am 29.03.2017 in Kiel geführt.

Kontakt
E-Mail: gordonshumwayoffiziell@gmail.com
Facebook: Gordon Shumway
Instagram: Gordon Shumway (@gordimachtquatschaufinsta)