Screaming Stereo

Laut. Lauter. Am lautesten.
Im Interview mit Screaming Stereo

In Kiel scheint der Frühling zu kommen, aber zum abendlichen Draußensitzen ist es noch zu frisch. Deshalb habe ich mich am 22.03.2017 mit den humorvollen Jungs von Screaming Stereo auf ein Feierabendbier in der Campus Suite getroffen. Während unserer gemeinsamen Zeit erzählten sie mir mit guter Laune, was ihre Musik ausmacht.

Tonkünstler
Ihr Bandname verrät es bereits – bei ihnen kommt keine leise Musik aus den Boxen. Hier schnellt der Lautstärkepegel in die Höhe, sobald Sänger Nils (26), die beiden Gitarristen Tjark (28) und Jochen (24), Björn (29) am Bass und Lennart (25) am Schlagzeug loslegen und in ihrem Element sind, nämlich dem Musikersein.


(von links nach rechts unten: Jochen, Björn, Nils, Tjark und Lennart)

Man sagt, vielen sei das Talent in die Wiege gelegt; Nils entdeckte seines bei den Bandproben von Screaming Stereo, als er noch gar kein festes Mitglied der Band war. „Ich saß mit meinem Bier daneben und hörte zu. Irgendwann war der Sänger nicht zur Probe erschienen und da ich die Songtexte alle kannte, bin ich eingesprungen. Das haben wir öfters mal gemacht und am Ende ist es so geblieben“, erzählt er grinsend.

Bei Tjark begann alles im jungen Teenageralter. Ohne lange überlegen zu müssen erinnert er sich: „Zwei Kumpels von mir hatten die Idee, Gitarre und Bass spielen zu lernen. Zum 14. Geburtstag habe ich dann von meinen Eltern eine Gitarre geschenkt bekommen und kurz darauf folgte dann der Gitarrenunterricht.“

Wem Jochen bekannt vorkommt, dann sicher aus der Band Bulldriver. Dort hat er bis vor einigen Monaten noch den Bass brummen lassen; heute lässt er die Gitarrensaiten erklingen. Doch begonnen hat alles mit einem anderen Instrument. „Ich habe mal Posaune gespielt, aber weil ich viel von Motörhead gehört habe, war das Instrument nicht ganz so passend. Also fing ich mit Gitarre an, aber habe dann schnell zum Schlagzeug gewechselt. Ich habe jahrelang gespielt – war auch gar nicht mal so schlecht -, aber das wurde mir irgendwann zu laut. Also kehrte ich zur Gitarre zurück und spielte zusätzlich nebenbei Bass.“

Björn lacht in sich hinein und lässt uns an seiner Erinnerung teilhaben: „Wie das so ist, hat man im jungen Alter, wenn man nicht mehr ganz nüchtern ist, die verrücktesten Ideen. Meine damaligen Freunde und ich hatten im Sommer auf dem Rasen liegend den Einfall `Lasst mal eine Rockband gründen‘. Einer von uns spielte bereits Schlagzeug. Und was braucht man noch? Eine Gitarre und einen Bass. Wir haben mit `Sching, Schang, Schong´ ausgelost, wer den Bass nehmen muss. Und ich habe gewonnen!“ Da fällt ihm eine Anekdote ein, warum seine `Gitarre´ nur vier Saiten hat: „Bei einem Unplugged-Konzert kam ein kleiner Junge mit seiner Mutter zur Bühne und fragte sie: „Mama, wieso haben die anderen mehr Saiten als der da?“ und sie sagte „Der er ist noch nicht so gut. Das ist eine Anfänger-Gitarre“.“

Lennarts Wahl zum Schlagzeug und Backgroundgesang ist schnell erzählt: „Ich spiele Schlagzeug seit ich acht bin und wie ich zum Gesang kam, kann ich gar nicht sagen. Das hat sich mit der Zeit so ergeben“, schmunzelt er.

Aus zwei mach fünf
Aus Heide und Kiel kommen sie her. Tjark und Björn kennen sich seit vielen Jahren und machen schon lange Musik zusammen. 2012 wurde Screaming Stereo mit einem anderen Sänger, einem anderen Gitarristen und einem anderen Schlagzeuger gegründet. Die Zeit verging und der ehemalige Sänger wurde durch Nils, der ehemalige Schlagzeuger durch Lennart und der ehemalige Gitarrist durch Jochen ersetzt. Tjark erwähnt: „Er kam rein und hat Nils sofort einen Spruch an den Kopf geknallt und da haben wir gesagt „Das ist er“.“ `Screaming Stereo´ entsprang dem ehemaligen Gitarristen. Auf der Liste mit vielen gesammelten Bandnamen, war dieser der Coolste und der einzige, der schnell ins Ohr geht, aber lange im Kopf bleibt. Zusammen gehen sie wie Brüder durch dick und dünn und fabrizieren ihren ganz eigenen Musikstil.

Sie sind laut. Lauter. Am lautesten. Keiner ihrer Songs klingt wie der andere und bringt laut Björn immer wieder ein neues Gefühl mit sich. „Auf diese Vielseitigkeit sind wir sehr stolz“, sagt Nils. „Wir wissen selber nicht, was wir tun. Es passiert einfach. Aber das schöne ist, wir machen es gerne“, fügt er lächelnd hinzu. Mit ihrem Alternative-Rock (oder gerne umschriebenen `Anders-Rock´) fassen sie ihren Musikstil zusammen. Ihre Songtexte handeln von dem, was jedes Bandmitglied aktuell beschäftigt. Es gibt keinen alleinigen Songwriter. Es hat sich zwar herausgestellt, dass Tjark das Worte-Genie in der Band ist, aber „die anderen haben auch viele Ideen und kommen damit zu mir. Ich muss diese dann nur ins Englische übersetzen und so formulieren, dass es passt“, wirft Tjark mit erhobenem Finger ein.

Musikalische Ladentour
Zu fünft ziehen sie von einer Kneipe in die nächste und auch die nächtlichen Clubs werden mit Partystimmung gefüllt. „Unseren ersten gemeinsamen Auftritt hatten wir in der Kneipe, wo ich früher gearbeitet habe. Ich war damals so aufgeregt, dass ich mich krampfhaft am Mikrofonständer festgekrallt habe und nicht ins Publikum gucken wollte“, platzt es aus Nils heraus. Heute animiert er das Publikum zum Mitmachen, hüpft selbst ins Publikum und tanzt mit der Meute vor der Bühne. Es wird zusammen Party gemacht, bis am Himmel die Sonne aufgeht. Die gute Stimmung kommt aber nicht nur durch die rockige Musik, sondern auch durch die humorvollen Jungs, die für diese verantwortlich sind. „Es gibt keinen Auftritt von uns, der nicht lustig ist“, meint Nils. Ganz spontan lassen sie sich etwas für ihren Auftritt einfallen – für nichts gibt es ein Drehbuch. Und so passierten auch mal Dinge, die nicht vorhersehbar waren. „Wir haben mal mit Lennarts Kopf eine Discokugel von der Decke geholt“, lacht Björn. „Ich saß bei ihm auf den Schultern und bin an der Discokugel hängen geblieben und dabei ist sie runtergefallen“, erzählt Lennart weiter. „Ein anderes Mal hat einer von uns Bier in die Steckerleiste gekippt. Plötzlich war der Strom weg. Lennart musste dann ein Solo spielen und wir anderen mussten tanzen, um die Wartezeit zu überbrücken“, denkt Tjark an damals zurück. Nach einer kurzen Überlegungszeit schwelgen Lennart und Björn in Erinnerungen und erzählen zusammen: „Wir haben beim R.O.H. Festival in Kropp auf dem Dach einer Holzhütte gespielt. Wir konnten über den ganzen Feldmarkt blicken und vor uns ging die Sonne am Horizont unter. Es wurde dunkel und dann kam einer, der um uns herum Fackeln anzündete. Das war einfach ein geiles Gefühl!“

Während die Band denkt „geiler Auftritt“, denkt sich das Publikum „geile Band“ und so kommt es, dass der ein oder andere immer wieder zu ihren Auftritten kommt. So gibt es in Heide einen Mann, der angeblich immer in weißer Weste und mit Zigarre vor der Bühne steht und die Musik von Screaming Stereo feiert. Nils merkt an: „Bei dem habe ich mein erstes Autogramm gegeben.“ Es kam aber auch schon vor, dass Fans der Band nach Mannheim zu einem Konzert nachgereist sind. „Das war eine sehr große Freude, bekannte Gesichter zu sehen“, finden alle. Ihr größtes gemeinsames Highlight war allerdings, als sie bei einer Veranstaltung zusammen mit Santiago Ziesmer (Synchronstimme von Spongebob Schwammkopf) im Anschluss etwas getrunken haben. Nils bekommt leuchtende Augen und verrät: „Ich bin mega Spongebob-Fan und habe dann mit ihm das Lagerfeuerlied Lied gesungen.“

Screaming Stereo zuhause
2014 brachten sie ihre erste EP heraus. Keine leichte Arbeit, denn keiner kannte sich mit Aufnahmen und der Technik aus. Wie nimmt man jedes Instrument richtig auf, dass man einen coolen Sound hat? 1 ½ Jahre hat die EP in Anspruch genommen. Fertiggestellt wurde sie im trauten Heim („Wir mussten sie selbst brennen“). Für ihr neues Album, welches 2016 veröffentlicht wurde, haben sie Unterstützung von Mirco Gertz von MikroKopf Studio bekommen. Gemeinsam mit ihm haben sie ihre eigenen und seine Vorstellungen versucht gekonnt umzusetzen. „Wir haben viel gelitten, weil wir vieles so oft neu machen mussten“, beschwert sich die Band gespielt. Aber am Ende hat sich die viele, harte Arbeit gelohnt! Alle finden, das Endprodukt könnte nicht besser sein. Lennart sagt: „Man muss hier auch nochmal Mirco loben, dass er den ganzen Weg mit uns gegangen ist und seine Erfahrungen mit eingebracht hat.“ Und als das Album fertig gemastert und gedruckt war? „Da habe ich, ganz ehrlich, fast vor Freude auf meinen Sitz gepinkelt, als ich die beiden Kartons auf dem Rücksitz hatte“, beichtet Björn.

Aufstehen und Musik machen
Auf meine Frage nach ihren Zukunftsplänen wird mir mehr mit Spaß, als mit Ernst geantwortet. So bekomme ich von Björn zu hören: „Lennart und ich heiraten bald“ und Lennart listet weiter auf: „Ich möchte mit einer Limousine durch die Stadt fahren und Menschen mit Farbeimern beschmeißen.“ In Wirklichkeit träumen sie davon, morgens aufzuwachen und zu wissen, heute müssten sie nur Musik machen, denn alleine davon leben sie. Sie möchten zusammen als Band viele neue Songs schreiben und bei weiteren Auftritten viele neue Leute kennenlernen. Und sollten in Zukunft schwere Zeiten im Musikgeschäft auf sie warten, dann werden sie diese gemeinsam durchstehen. „Björn ist der Beobachter. Er weist uns auf viele Dinge hin, die wir nicht so sehen“, findet Tjark. Lennart meint: „Nils ist sehr organisiert und mit ihm kann ich über alles reden. Und Tjark ist eine sehr liebenswerte Person, die sich für vieles bereit erklärt.“ Lennart ist laut seinen Bandkollegen „der Knüller bei Gesangsmelodien“. Es herrscht kurz Stille und dann sagt Jochen mehr zu sich selbst als zu uns: „Also ich mag mich.“ Ein Lachen ertönt in unserer Runde, bevor wir langsam zum Ende unseres Interviews kommen.

Im kommenden Juni werden Screaming Stereo auf der Jungen Bühne Kiel zur Kieler Woche 2017 auftreten. Wie fühlen sich die glücklichen Teilnehmer? Arme werden in die Luft gestreckt und es wird laut „Yeah“ gerufen. Und dann möchten sie noch ein paar Worte loswerden: „Vielen Dank, dass ihr uns beim Online-Voting über die Fachjury hinweggehoben habt und dass wir die Möglichkeit haben, dort zu spielen. Ihr werdet es nicht bereuen. Das wird ein Spaß!“

Für eure Zukunft wünsche ich euch immer einen auf hoher Laustärke stehenden Pegel, sodass euch jeder hört. Lasst euch von niemandem herunterdrehen und bleibt eurem Musikstil treu!

Das Interview wurde am 22.03.2017 in Kiel geführt.

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