Asura

Ihr Karma rockt
Im Interview mit Asura

Auch die bösen Götter meinten es an diesem Tag gut mit uns: Die Sonne schien auf die Band Asura und mich herab, während wir es uns für ein Interview in einem Café gemütlich machen. Entspannt warten wir auf unsere Bestellung und beginnen zu reden…

Gegner der Lichtwesen
Die Asuras sind im Hinduismus Dämonen; das Wort „Sura“ bedeutet im Sanskrit „Lichtwesen“. Durch die Vorsilbe „a“ wird die Verneinung ausgedrückt, somit sind die Asuras „Gegner der Lichtwesen“. Umut (30) ist in der Band der Sänger, Andreas Lukas (25) und Léon (24) spielen Gitarre, Shane (23) den Bass und der Schlagzeuger ist aus privaten/beruflichen Gründen nicht vorhanden. Zusammen bilden sie die Kieler Asuras, deren Eigenschaften sich zu denen der Original-Asuras unterscheiden.

ASURA
(von links nach rechts: Umut, Shane und Andreas Lukas)

Umut setzt sein Glas ab und beginnt zu erzählen: „Ich komme aus einer Familie, in der alle Musik machen. Mein Vater schreibt Gedichte und macht Musik auf Türkisch und Kurdisch. Ich habe mich fürs Musikmachen nie so richtig interessiert. Erst mit 18 bin ich auf die Idee gekommen, mal eines der Instrumente in die Hand zu nehmen und verkehrtherum darauf rumzuspielen. Ich habe gemerkt, dass ich tatsächlich spielen kann und habe zuerst gelernt Orientalisches Saz (Langhalslaute) zu spielen und hatte dann bei meiner Schwester einen 3-Wochen-Crashkurs für Gitarre. Gesangsstimmlich habe ich mich erst entwickelt, nachdem ich in diese Band reingekommen bin.“

Andreas Lukas ist nicht nur Gitarrist bei Asura, sondern auch bei Fools & Kings, der Kieler Bigband und bei Kammerpop aus Lübeck. Gitarre spielt er schon von klein auf. „Bei Volksfesten blieb ich immer bei den Bigbands mit ganz großen Augen stehen, weil ich die so beeindruckend fand. Meine Eltern haben mich dann mit acht Jahren zum Gitarrenunterricht geschickt.“ Das richtige Interesse kam dann mit elf, als er Jimi Hendrix hörte. Seitdem interessiert er sich für alle möglichen Musikarten. Mit seinem absoluten Gehör fiel ihm das Musizieren nicht schwer. So kam es, dass er erst im Nachhinein Notenlesen gelernt hat. „Ich brauchte die nie, weil ich alles raushören konnte“,
schmunzelt er.

Shane fängt an zu grinsen und erzählt: „Mit 12 haben zwei meiner Freunde Gitarre und Schlagzeug gespielt. Der eine schlug vor, eine Band zu gründen und dann war der Bass als Instrument halt übrig. Ich habe daraufhin angefangen Bassunterricht zu nehmen. Das hat mir zugesagt und Spaß gemacht.“

Aus dem Atem des Schöpfers
Laut Mythologie entstanden die Asuras (Dämonen) zusammen mit allen Himmlischen, Menschen und Tieren aus dem Asu, dem Atem des Schöpfers. Auch die Band Asura entstand nur, weil jemand diese Idee aussprach. Shane ist in der neuen Besetzung das einzige Gründungsmitglied. Zusammen mit Jan, dem einstigen Sänger und Gitarristen, bildete er 2013 den Grundstein. Zufällig trafen sie auf eine Keyboarderin (Lydia) und einen weiteren Gitarristen (Kevin), die sich ihnen anschlossen. Auch ein Schlagzeuger ließ sich schnell finden – Phil. Im Herbst 2014 kam es zu bandinternen Meinungsverschiedenheiten, woraufhin Jan und Lydia die Band verließen. „Und dann ging das erste Casting los“, erinnert sich Shane. Andreas Lukas war kein unbekanntes Gesicht bei den übriggebliebenen Bandmitgliedern, denn zusammen hatten sie schon ein kleines Demo aufgenommen. „Wir haben ihn einfach gefragt, ob er nicht Lust hat, bei uns einzusteigen.“ „Ich habe damals diesen Aufruf, dass Asura einen Sänger sucht, bei Facebook gesehen“, bringt sich Umut in die Unterhaltung ein. Die lockere und freundschaftliche Antwort, die er erhielt, nachdem er sich bei ihnen beworben hatte, hat er nicht erwartet. Es gab ein Vorsingen und die experimentierfreudige Einstellung auf beiden Seiten brachte sie zusammen. Gitarrist Kevin musste nach einiger Zeit die Band aus beruflichen Gründen verlassen und die Suche nach einem neuen Gitarristen begann von neuem. Léon, der zusätzlich in der Band As If You Knew Me spielt, hat dessen Platz übernommen. Phil (Schlagzeuger) zog nach einiger Zeit aus beruflichen Gründen nach Duisburg, wird aber bei Auftritten von Simon (Fools & Kings) ersetzt. Durch den regelmäßigen Wechsel der Bandmitglieder hat Andreas Lukas das Gefühl, Asura sei „die Band des Trennungsschmerzes“.

Asura – Dämon. Warum dieser Bandname? Shane hat einen indischen Vater und hat dadurch zur Indischen Mythologie mehr Beziehung, als zur Nordischen. Zudem ist die Nordische sehr häufig bei anderen Bands vertreten – die Indische nicht. Alleine der Klang „Asura“ gefiel Shane sehr gut und gab der Band ihren Namen.

Bevor es zu den Mitgliederwechseln kam, machte die Band harte Musik – Death Metal. Die neuen Bandmitglieder brachten neue Einflüsse in die Musik mit und heute bewegen sie sich in Richtung Melodic Metal. Trotzdem wollen sie sich von dem Genre keine Grenzen setzen lassen – es wird gespielt, was ihnen Spaß macht. Shane schreibt gerne und kümmert sich um die Songtexte. „Ich bin aber nicht derjenige, der über seine Gefühle schreibt, sondern mehr so über soziale Phänomene – gesellschaftskritische Sachen.“ Andreas Lukas kümmert sich größtenteils um die Umsetzung. „Wenn er einen Gesangspart schreibt – melodientechnisch – dann sucht er sich bei mir immer den höchsten Ton aus, den ich treffe und versucht daraus eine ganze Melodie zu machen. Ich muss dann die Songs immer wieder runterschrauben. Dann höre ich immer so ein `Ok´, aber seine Stimme sagt `Och menno´“, fügt Umut hinzu. Shane fängt an zu lachen und meint: „Songwriting am Limit.“

Karma rockt
Andreas Lukas und Shane sind schon früher in der Schule aufgetreten; für Umut war der erste Asura-Auftritt auch sein erster eigener. „Das war im Dezember 2015 in Wahlstedt. Ich habe die ganze Szenerie mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Ich hatte in dem Laden ein Problem mit der Luft. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es richtig gut geworden ist, was ich abgeliefert habe“, erinnert er sich. Alle drei Jungs sind sich einig, dass dieser erste Auftritt auch mit der Beste war, denn „da ging am wenigsten schief“, lachen sie. Ihr Karma hat gerockt – und es fühlte sich gut an! Andreas Lukas ist der Ansicht: „Die Musik ist so ein großer Teil meines Lebens, dass sie meine ganze Persönlichkeit geformt hat. Vor allem den Humor. Ohne wäre ich wahrscheinlich viel schüchterner.“ Bei der Frage, wie sie sich den perfekten Auftritt vorstellen, fangen sie an zu lachen und sagen: „Es funktioniert alles“ (Andreas Lukas), „Feuerwerk“ (Shane) und „Shane mit nacktem Oberkörper“ (Umut). Mal sehen, ob ihr Karma das auch vorhergesehen hat.

Peinliche Situationen waren wohl auch Karma. „Bei unserem Auftritt in Wahlstedt hatte ich Probleme mit der Gitarre. Die war zickig und wollte sich nicht stimmen lassen und das hörte man auch. Den ganzen Abend lang musste ich auf einer verstimmten Gitarre spielen“, schmunzelt Andreas Lukas. Nach kurzer Überlegung fällt Shane lachend ein: „Jan hatte lange Haare und hat geheadbangt und ist dann mit seinen Haaren in meinem Bass hängengeblieben und dann hingen wir da so und mussten erst mal seine Haare entwirren. Beim gleichen Auftritt ist mir dann auch noch der Verstärker runtergefallen.“ Kaum ist Shane fertig, hat auch Umut eine Geschichte parat: „Ich habe einen Fehler bei der Ansage gemacht. Ich meinte so `Diesen Song mag unser Sänger Andreas Lukas´ und er `Ich bin Gitarrist´ und ich dann `Stimmt´.“

Glück statt Unglück
Asura haben in ihrer Anfangszeit ein virtuelles Demo mit drei Songs aufgenommen. Da zu dieser Zeit der Sänger nicht mehr dabei war, hat Simon (Fools & Kings) den Gesang übernommen. Bei ihrem Album, an dem zurzeit gearbeitet wird, nehmen sie sich mehr Zeit für die Aufnahmen. Andreas Lukas witzelt: „Ich bin immer zu den anderen gegangen und habe die geprügelt, so nach dem Motto `Dein Instrument spielst du jetzt auch noch ein 100. Mal ein. Ja, das musst du machen. Hör auf zu weinen´.“ Mit dem Album kann in diesem Jahr noch gerechnet werden!

Für eine Band ist ein Raum, in dem sie ganz unter sich (kreativ) sein kann, wichtig. Asura hatten vor kurzem einen Wasserschaden in ihrem Proberaum. „Erst kam der Putz von der Decke, dann roch es die ganze Zeit nach Fischmarkt“, sagt Andreas Lukas und rümpft unbewusst seine Nase. „Aber unabhängig davon sind immer irgendwelche Steckdosen abgeraucht und dann hatten wir aus irgendeinem Grund den ganzen Flur lahmgelegt. Das war sehr schön. Nebenan haben The Pinpricks (ehemals GreenGrandma) geprobt. Wir haben den Lichtschalter umgelegt und nebenan war dann nur noch das Schlagzeug zu hören; alles dunkel. Wir so `Entschuldigung, geht gleich weiter!´ Umut ist dann in den Keller und hat die Sicherung wieder rein gemacht“, fährt er amüsiert fort und alle fangen wir an zu lachen.

Detaillierte Ausführungen über die Ursache des Niedergangs der Asuras in einer fernen mythischen Vergangenheit finden sich im Mahabharata. In einer Passage des 3. Buches berichtet der Seher Lomasha dem Helden Yudhishthira, wie die ursprünglich mächtigen Asuras aufgrund von Verblendung dekadent wurden. „Dereinst, im Zeitalter der Götter, wurde ich Zeuge all dessen, wie die Götter den Dharma (Gesetz, Religion, Moral) schätzten, während die Asuras ihn preisgaben.“ Weiter heißt es dann, dass die Asuras von Stolz erfüllt waren, der zu Hochmut wurde und sich schließlich zu Zorn und zu Schamlosigkeit entwickelte, welche sie verdarb. „So wurden Glück und Fülle den Göttern zuteil, während die Asuras ins Unglück stürzten.“ (aus Wikipedia) Die Jungs von Asura haben aber nicht vor, sich von genannten Dingen ins Unglück stürzen zu lassen – sie haben Pläne .. auch wenn nicht alle umgesetzt werden können! „Eine stabile Bandformatierung“ (Andreas Lukas), „Weltherrschaft“ (Umut), „Eine eigene Marke gründen“ (Shane) und auch die Überlegung zu einem eigenen Bandcomic schwirrt in ihren Köpfen umher.

Prahlsucht, Anmaßung, Überheblichkeit, Zorn, Rauheit und Unwissen – Eigenschaften eines Asura (Dämon). Selbstbewusstsein, Humor, Freude, Stärke, Pflichtbewusstsein und Wissen – Eigenschaften der Jungmusiker, die sich Asura nennen. Umut sagt über sie selbst: „Andreas Lukas ist der Captain, Shane der 1. Offizier, Léon der 1. Maat und ich bin der Navigator.“ Sie können sich auf den jeweils anderen verlassen und haben viel Spaß zusammen. „Wir sollten eine Sitcom draus machen – `Die Asuras´“, findet Umut. Andreas Lukas summt sofort eine Titelmelodie und kündigt ein „Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von..“ an, bevor wir alle ins Gelächter ausbrechen. Shane soll auch etwas beitragen, findet aber, dass bereits alles gesagt ist. Andreas Lukas lässt ihn jedoch nicht in Ruhe und entgegnet humorvoll: „Sag was! Du musst mich jetzt lieb haben und Umut lieb haben und Léon lieb haben und .. warte ich hole mal eben die Liste raus.“

Das Interview neigt sich dem Ende entgegen, ihr Auftritt entgegen der Kieler Woche. „Kommt da hin, feuert uns an, habt Spaß! Ihr bekommt auch einen Asura-Comic .. irgendwann.“

Für eure Zukunft wünsche ich euch, dass ihr euch nie in die Asuras verwandelt, die im Hinduismus vertreten sind! Bleibt eurem Herzen treu und findet euren Weg.

IMG_0103-2

Das Interview wurde am 24. April 2016 in Kiel geführt.

Kontakt
E-Mail: asura.metalband@gmail.com
Facebook: ASURA
Soundcloud: Asura (Kiel)