Basement Character

Musikalischer Charakter entwickelt sich im Keller
Im Interview mit Basement Character

Ganz gespannt darauf, welch unterschiedlichen Charakteren ich begegnen werde, betrete ich die Campus Suite. „Hallo“, ruft mir Phil von links entgegen. Ich blicke in drei gutgelaunte Gesichter, aber Moment! Da fehlen doch zwei. Bassist Dennis und Gitarrist Steffen sind leider verhindert, aber ich bin mir sicher, ihre Bandkollegen wissen über alles Bescheid. An einem Fenster machen wir es uns gemütlich und starten.

Kellerkinder
Viele Menschen haben ihre Waschmaschine oder ihren Trockner im Keller stehen – und andere haben eine Band, von der auch die Nachbarn zu hören kriegen. Zu dieser lauten Band gehören Sänger Phil (21), Leadgitarrist und Backgroundsänger Darius (23), Rhythmusgitarrist Steffen (24), Bassist Dennis (24) und Schlagzeuger Ole (22).

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(von links nach rechts: Steffen, Phil, Dennis (vorne), Ole und Darius)

Phils Singstimme klang vor einigen Jahren noch ganz anders. „ Ich habe mich früher schon immer viel mit Musik beschäftigt. Ich habe mich damals mit einem Kumpel zusammengesetzt, der Gitarre gespielt hat. Wir waren ein Duo. Dann habe ich gesagt `Ach Mensch, ich kann nichts anderes. Ich muss jetzt irgendwie eine Stimme entwickeln´ und dann habe ich angefangen zu singen und habe das dann immer weiter ausgeschmückt“, erzählt er.

Nicht alles, was auf dem Sperrmüll landet, gehört auch dort hin. Das dachte sich auch Darius. „Das war vor zehn Jahren. Der Bruder von einer Freundin meiner Mutter hat in einer Band gespielt und seine Gitarre auf den Sperrmüll geworfen. Ich fand die sofort super cool und habe die dann einfach mitgenommen – da waren nur drei Saiten drauf. Meine Mutter hat dann gesagt, ich solle Unterricht nehmen. Irgendwann habe ich dann meine Traumgitarre von meiner Mutter geschenkt bekommen. Irgendwie war die Gitarre von Anfang an mein Steckenpferd“, berichtet Darius euphorisch.

Green Day – die Band, die in Steffen den Wunsch auslöste, Gitarre zu spielen. Er wollte gerne alle Lieder spielen können. Er hat sich einfach eine Gitarre gekauft und sich mit Youtube-Videos das Spielen autodidaktisch beigebracht. Heute kauft er sich keine Gitarren mehr – „Er baut sie sich selbst“, staunt Darius. Steffen kennt sich gut mit Technik aus und wird deshalb von seinen Bandkollegen als „Handwerker der Band“ bezeichnet.

Dennis hat nicht von Anfang an den Bass brummen lassen. Ole, dessen Freund Tobias, Steffen und Dennis machten zusammen Musik und stellten fest: „Wir sind ein Schlagzeuger und drei Gitarristen – wir brauchen einen Bassisten.“ „Dennis ist ein Gitarrist, zu dem am besten ein Bass passt und dann haben wir gesagt `Du spielst jetzt Bass´“, erinnert sich Ole. Das macht Dennis nun seit ca. 3 Jahren sehr gut!

Ganz gelassen erzählt Ole: „Ich habe mit sieben angefangen Schlagzeugunterricht zu nehmen, weil ich schon immer Schlagzeug spielen wollte. Meine Eltern haben gesagt `Letztes Jahr waren Dinosaurier noch cool, dann wolltest du auf den Mond und jetzt Schlagzeug spielen´.“ Auch, wenn seine Eltern ein Schlagzeug für „laut und teuer“ hielten, haben sie ihm den Wunsch erfüllt. Vom Trommeln kam er dann nie wieder weg.

Von ganz unten
Ganz unten im Keller von Oles Oma fing alles an. Mit 14 lernten sich Ole und Steffen kennen. Gemeinsam machten sie ab und zu Musik und die ein oder andere Party im Keller. „Wir haben mal 1000-jähriges Kellerverbot bekommen und an dem Tag haben wir uns dann auch gegründet. Wir haben gesagt `Jetzt machen wir hier alles sauber und fangen an eine Band aufzumachen´“, schwelgt Ole in Erinnerungen. Bandmitglieder kamen und gingen und dann traten Dennis und Darius ihrer Band bei. Die Vier kennen sich seit Kindergarten- bzw. Schultagen. Fehlte nur noch jemand, der sich um den Gesang kümmert. Phil hatte sich bei Ole gemeldet, der ihm aus Zeitgründen absagen musste. Doch seine „24/7-Nachrichten“ ließen nicht lange auf sich warten. Phil schüttelt lächelnd den Kopf und sagt: „Ich hatte keine Ruhe mehr in der Schule.“ Die Gründung fand 2013 in Stein (Kreis Plön) statt.

Ein Jahr des Zusammenspiels verging und es ward noch kein Bandname gefunden. Viele Namen wurden ausgedacht und wieder verworfen. „Irgendwann haben wir gedacht, was spielen wir für Musik in diesem Keller? Wir haben unseren ganz eigenen Stil. Warum nicht Basement Character“, bringt mir Darius ihren Gedankengang näher. „Wir haben im Keller angefangen, wir sind immer noch im Keller und das ist das, was den Keller wiederspiegelt“, beendet er die Geschichte. Ein Keller mit Charakter, wenn man so will.

Musik um der Musik Willen
In ihren Liedern findet man, wie in einem Keller, ganz viel. Von Metal zu Punk, von Rock über Hardcore. Das liegt daran, dass jeder der Jungs seine eigenen Einflüsse mitbringt und diese auch in den Liedern verarbeitet. „Unsere Lieder haben unseren `Basement Character´. Das ist so, weil die ihre eigene Würze haben“, kommentiert Darius. „Ich finde Vielfältigkeit nicht schlecht. Der Kreativität sind ja keine Grenzen gesetzt“, schließt sich Phil ihm an. In den Liedern selbst findet man nicht nur unterschiedliche Genres wieder, sondern auch verschiedene Themen. Phil zählt Freundschaft, Selbstzweifel und Probleme mit Selbstbewusstsein, aber auch ihre Kehrseite – was kann man tun, damit es besser wird – auf. Auch Sozialkritik findet ihren Platz. Neben den ernsten Themen in den Liedern findet sich der Spaß in und mit der Band wieder. Darius sagt fröhlich: „Wir können ganz viel zusammen lachen. Das muss auch einfach sein, weil das ein super Ausgleich zum grauen Alltag ist. Wir sind keine Berufsmusiker, die sich wegen der Musik Willen treffen, sondern wir sind alle Freunde, die Lust haben, zusammen was zu machen!“ Da fällt Ole ein: „Wir sind quasi eine kleine Firma. Wir haben Grafikdesigner und Fotografen (Dennis und Phil), einen BWLer (mich), Ingenieur Steffen, der alles repariert und Darius ist der Sozialpädagoge, der uns kindergartenmäßig zusammenhält.“ Darius muss schmunzeln und sagt kleinlaut: „Das war jetzt nicht nett.“ „Entschuldigung. Aber es funktioniert alles. Das ganze Aufgabenspektrum ist perfekt verteilt. Von Fotos habe ich zum Beispiel keine Ahnung. Ich halte da einfach mein Gesicht in die Kamera“, fährt Ole fort. Phil schaut Ole an und sagt ironisch: „Ich glaube, die Bilder wären besser, wenn du dein Gesicht da nicht mehr reinhältst.“ Eine freundschaftliche Diskussion entsteht, aber genau das macht sie aus – ohne solche Momente wären sie nicht Basement Character!

Aus kleinen Jungs werden Rockstars
Es gibt viele Auftritte, an die sich die Jungmusiker gerne zurückerinnern. In Darius‘ Berufsschule (für Sozialpädagogik) hatten sie ihren ersten Auftritt. Sein ehemaliger Schuldirektor wurde in seine Rente verabschiedet und die Band gefragt, ob sie ein paar Lieder spielen wollen. „Das war so peinlich“, lacht Ole. Musik von den Eagles und frühere Klassiker wurden erwartet, eigene Lieder wurden gespielt (nach Absprache mit den Veranstaltern). „Wir standen auf der Bühne und dann saßen da drei Jahrgänge, die gezwungen waren, sich da hinzusetzen und sich das anzuhören. Wir haben richtig reingehauen“, erzählt Darius. „Und der komische Moment war dann – wir hören auf und alle gucken so nach dem Motto `Ok, was war das jetzt´“, fügt Ole hinzu. Ihren besten Auftritt hatten sie beim Festival „Bolzplatz Revival“. Bevor es losging, war die Aufregung mehr als nur ein leichtes Kribbeln im Bauch. „Es gab ein riesiges Buffet und ich kam da mit großem Hunger an, aber ich konnte in dem Moment überhaupt nichts essen. Im Backstage Bereich hätte ich mir vor Aufregung in den Schoß kotzen können“, platzt es aus Darius heraus. Der Auftritt hat allen Spaß gemacht und Ole zitiert Steffen: „Wir kamen als Jungs und gingen als Rockstars.“ Gab es auch einen besonders witzigen Auftritt? Nach kurzer Überlegungszeit schnipst Phil und ruft: „Ponyhof!“ Oles Klasse feierte dort ein Sommerfest und die Band wurde, wie bei Darius, nach einem Auftritt gefragt. Ole grinst und sagt: „Wir standen auf einem Feld und während wir gespielt haben, hatten die anderen ihre Reitstunden.“

Es dauert gar nicht lange und die Jungs fangen an, mir einige ihrer lustigen Pannen auf der Bühne aufzuzählen. Darius fällt ein: „Wir haben `Zombie´ gespielt. Phil hat den Text vergessen und hat immer wieder die erste Strophe gesungen.“ „Ich sage immer, ich habe den Text nicht vergessen – wir haben den Song spontan gespielt. Ich konnte den Text gar nicht“, verteidigt sich Phil. Dann fängt er plötzlich an zu lachen: „Oder Darius bei seinem Gitarrensolo. Er hat voll danebengegriffen!“ „Das war gar nicht cool! Ich hatte mich echt auf das Solo gefreut und greif dann voll in die falsche Saite und dachte `Das darf doch nicht wahr sein, man´“, entgegnet dieser lachend. Ole kann zu sich selber eine kleine Anekdote erzählen: „Mir ist mal Folgendes passiert. Ich habe Schlagzeug gespielt und auf einmal haue ich mir mit einem Stick meine Brille runter. Die hing dann da so auf halb 8. Und in dem Moment macht Darius‘ Vater ein Foto von mir.“ Trotz dieser unterhaltsamen und vielleicht auch peinlichen Situationen macht ihnen das „auf-der-Bühne-stehen“ viel Spaß. „In der Mitte des Sets wünschen wir uns, dass wir noch doppelt so viele Lieder spielen können. Man hat gar keine Lust mehr von der Bühne runter zu gehen“, sagen Darius und Ole mit leuchtenden Augen.

Vom Keller auf den Dachboden
Geprobt wird immer noch in Omas Keller. „Die schläft übrigens dabei“, grinst mich Ole an. „Wenn wir mal ein Wochenende nicht da sind, heißt es von den Nachbarn `Oh, wo ward ihr denn letztes Wochenende? ´, weil wir so laut sind, dass man uns durchs halbe Dorf hört“, meint Darius. Zurzeit wird an einer EP gearbeitet, auf die wir uns schon freuen können! Zudem folgt ihr Auftritt auf der Kieler Woche – Darius und Ole rücken an das Mikro näher und sagen: „Zur Kieler Woche gibt es 20% Rabatt auf unseren Basement Character Shop.“ (Darius) „Online Shop, den wir noch nicht haben. Aber ihr kriegt trotzdem 20%. Also kommt alle vorbei!“ (Ole) Ole zwinkert und zeigt schnipsend aufs Mikro, woraufhin wir alle anfangen müssen zu lachen. Und was bringt die Zukunft? „Wir wollen uns alle zusammen ein Haus kaufen und zusammen alt werden“, sagt Ole locker und lehnt sich zurück. Festivals, kleinere Auftritte, vielleicht ein Album aufnehmen und regional so bekannt werden, dass sie auf der Straße erkannt und angesprochen werden – das sind ihre Ziele und Träume.

Es stellt sich heraus, dass Basement Character nicht für immer im „Keller“ (auf kleinen Bühnen) bleiben, sondern nach ganz oben auf den „Dachboden“ (auf große Bühnen) wollen! Wir sollten daher diese Band nicht in unserem Keller abstellen und dort vergessen, sondern die Treppen nach oben beleuchten, sodass sie ihren Weg findet!

Für eure Zukunft wünsche ich euch eine stabile Treppe, die euch sicher auf den „Dachboden“ bringt und euch nicht zurück in den „Keller“ fallen lässt! Bleibt hierbei immer bei guter Laune und seid stetig kreativ.

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Das Interview wurde am 17. April 2016 in Kiel geführt.

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Youtube: Basement Character