Mary Jane Killed The Cat

Katzenkiller mit Samtpfoten
Im Interview mit MJKTC

Die Kieler Woche – eine Zeit vieler Musikacts. Viele Neuheiten kann man sich auf der Jungen Bühne anhören und ansehen. Mary Jane Killed The Cat sind seit Jahren im Musikbusiness und in Schleswig-Holstein keine Unbekanntheit. Besonders ihr Bandname bringt viele Leute zum Schmunzeln. Was steckt dahinter? Ich habe die Katzenkiller kennengelernt und was ich dabei herausfand, lest ihr hier!

Mary Jane Killed The Cat (kurz: MJKTC) – das klingt recht brutal, aber wurde wirklich eine Katze getötet? Vielleicht sind die Jungs ja nur auf der Bühne wild und im Privatleben ganz zahm…

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Gemeinsam sitzen die Jungs von Mary Jane Killed The Cat und ich in einer gemütlichen Runde zusammen im Hamburger LOGO; um uns herum herrscht reges Treiben, denn noch heute Abend hat die Band einen Auftritt. “Das ist leider immer so”, entschuldigt sich Jerrit Tank. Nach wenigen Minuten starten wir das Interview.

Katzenkiller
Die vierköpfige Band bildet sich aus Jerrit, von Bandkollegen mit “Schreihals” und “Schrabbelotto” betitelt, Tank (25) – Hauptsänger und Gitarrist, Gregor Schulz (23) – verantwortlich für die Background-Vocals und die zweite Gitarre, dem von der Band genannten “Inklusionsprojekt” Max Schierbecker (23) – spielt mit durchtrainiertem Körper den Bass und Finn, unter Freunden auch bekannt als “Trommelpeter”, Kalk (23) – lässt jeden den Beat hören.

Jerrit

Elmshorn gilt als ihre Heimatstadt und jeder hat seine eigene Geschichte, wie er zu seinem Instrument kam. Jerrit erzählt: “Ich habe zuerst Keyboard gespielt, hatte aber irgendwann keine Lust mehr. Mein Papa hatte noch eine ganz alte Gitarre und kurz darauf habe ich mir meine eigene angeschafft. Ich lernte ‘Save Tonight’ spielen, hatte meine erste Freundin und bekam meinen ersten Kuss. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich.”

Gregor

Gregor meldet sich aus der Ecke und verrät: “Ich habe früher sehr lange Geige gespielt und das hat mir auch Spaß gemacht, aber als ich dann eine Gitarre in der Hand hatte, fühlte sich das anders an. Ich habe dann durch Zufall die Red Hot Chili Peppers entdeckt und seitdem spiele ich sehr gerne auf meinen sechs Saiten.”

Max Schierbecker

Max bekam bei seinen ersten Tönen Unterstützung. “Ein Freund eines Vaters von uns hat mir das Bass spielen beigebracht.” Da fängt Gregor plötzlich auffällig an zu husten und Finn unterbricht Max mit einem “Naja, er lernt noch.” “Davor habe ich jahrelang erfolglos Klavierunterricht genommen. Jetzt spiele ich mittelmäßig Bass, aber das ziemlich gut”, fährt er fort und lächelt in die Runde. Schließlich fügt er noch hinzu: “Und ich bin froh, dass ich in der Band dabei sein darf!”

Finn

Finn lacht und denkt an seine Geschichte zurück: “Ich war 7 Jahre alt, als meine Eltern meinem Bruder und mir zu Weihnachten ein Schlagzeug plus Schlagzeugunterricht geschenkt haben. Mein Bruder hat sich dieses Schlagzeug gewünscht und ich dachte, ich bekomme auch ein geiles Geschenk, aber nein, es wurde uns zusammen geschenkt. Ich weiß noch, wie ich diese Weihnachten weinend unterm Weihnachtsbaum saß. Ich war echt sauer, aber ich ging dann mit meinem Bruder zum Schlagzeugunterricht. Irgendwann hat mein Bruder aufgehört Schlagzeug zu spielen und ich war dann auf meinem ersten Rockkonzert. Von da an war ich so geflasht, dass ich angefangen habe, zu meiner Musik zu trommeln.”

Viele Funken – eine Freundschaft
Kennengelernt haben sich die vier in der Schule über gemeinsame Freunde. Gregor gibt mit gespieltem Ernst zu verstehen: “Max hätte ich vorher nicht wahrgenommen.” Gregor und Max trafen sich auf ‘Empfehlung’ eines Freundes. Gregor erinnert sich: “Dieser Kumpel, der Schlagzeug spielte, meinte ‘Du spielst doch Gitarre oder? Ich kenne einen Bassisten’ und dann fuhr ich zu Max und es war bei uns Liebe auf den ersten Musikerblick.” Finn ergänzte das Duo bei einer Party. Lange reden die drei über diese Begegnung, als sich Jerrit ins Gespräch einschaltet: “Ich kam dann jedenfalls später dazu. Gregor hatte keinen Bock mehr zu singen, also dachte er ‘Der da geht in meinen Jahrgang, sitzt neben mir und dem helfe ich in Französisch’. Wir haben dann irgendwann zusammen Musik gemacht und das hat ganz gut geklappt.” Max ergänzt: “Es hat gefunkt” und Jerrit beendet seinen Part mit “Seitdem haben sie mich rein gelassen.” Seit 5-7 Jahren verbindet sie nun schon die Leidenschaft zur Musik und ihre Freundschaft, die durch gegenseitiges Necken – wie ich miterleben durfte – immer fester wurde. Finn meint jedoch: “Eine feste Beziehung ist es aber noch nicht.”

Und was hat es nun mit der ‘toten Katze’ auf sich? “Wir waren auf einer Party und da war auch eine Katze unterwegs. Auf einem Tisch hat diese Katze etwas Essbares gefunden, was ihr nicht gut tat. Die nächsten drei Jahre hat sie nur noch geschlafen und gegessen.” Auf die Frage, ob sie noch leben würde, antworten alle mit der gleichen Aussage: “Sie lebt!” Gregor meint bestürzt: “Das schlimmste, was du machen kannst ist, Tiere nicht zu mögen.” Sofort protestiert Jerrit: “Es sei denn, es sind Tauben! Weil jeder hasst Tauben. Tauben sind total scheiße. Tauben und Ratten.”

Applaus aus Mitleid
Auch, wenn sie schon seit einigen Jahren auf der Bühne stehen, können sie sich noch sehr gut an ihren ersten Auftritt erinnern. Dieser fand auf der 59. Geburtstagsfeier eines Freundes von Max’ Vater statt. “Er ist unser Bandpapa – der ist ziemlich alt, ziemlich cool und sehr viel dabei”, wirft Jerrit ein. Bei besagter Feier waren viele Gäste, die wohl aber noch nicht ganz davon überzeugt waren, dass die Jungs so etwas wie Musik machen können. “Die haben alle aus Mitleid geklatscht”, sagt Finn. Dennoch war dieser Auftritt das Größte für die Jungmusiker. “Wir fanden es mega-geil. Wir dachten, wir sind die Rockstars und haben in zwei Monaten unseren Durchbruch”, ergänzt er.

Ein Jahr später – auf der 60. Geburtstagsfeier – merkten die Gäste, dass sich etwas verändert hat: Die Band macht Fortschritte, was ihr Musizieren betrifft. Es folgten viele weitere Auftritte; der Klang ihres Musikstils wurde immer mehr zu ihrem eigenen, denn anfangs haben sie hauptsächlich Lieder von anderen Bands gecovert. Der erste selbstgeschriebene Song wird nur kurz zu unserem Gesprächsthema. Er wird angesungen, doch Gregor und Max sind der Meinung: “Das ist ein ganz dunkles Kapitel der Bandgeschichte” und “Da sollte man nicht weiter drüber reden. Nächste Frage.”

Die perfekte Mischung
Heute klingt ihr Musikstil charakterstark nach eigenen Ideen, die sich mit Hilfe von Einflüssen wie die Foo Fighters, die Beatles, The Who, U2 und Oasis entfaltet haben. Während Jerrit, Gregor und Max zufällig demonstrieren, wie sie sich beim gemeinsamen Songschreiben ‘auf den Kopf hauen’, raunt mir Finn zu: “In Wirklichkeit machen wir aber immer nur das, was ich will.”

Auf der Bühne geben sie heute alles. Jerrit hängt seine Lockenmähne im Gesicht – bei diesem Anblick fragt man sich, ob er die Saiten noch sehen kann. Gregor ist von allen der, der sich am wenigsten bewegt. “Jerrit und ich bewegen uns sehr viel auf der Bühne und Gregor steht da wie eine Salzsäule”, regt sich Max auf. Max selbst tanzt mit seinem Bass, der einem durch Mark und Bein geht und Finn wird mit seinem Schlagzeug Eins. Bei ihren Auftritten merkt man es ihnen nicht an, aber eine gewisse Aufregung ist geblieben. Gregor beschreibt dieses Gefühl als “positive Anspannung”. Dann nehmen sie sich vorher schon einmal in den Arm und werden ruhig – ihr persönliches Ritual.

Damit dann auch alle ihren Spaß bei den Auftritten haben, ist für die Jungs die Interaktion mit den Publikum sehr wichtig. Gerne begrüßen sie ihre Fans – darunter auch viele Freunde – persönlich und begleiten sie ein Stück zur Bühne. Finn erzählt, dass sie sich deshalb immer wieder neu überlegen, wie sie ihr Publikum vorher ansprechen können. Daraufhin meint Max: “Mit unseren Gesichtern schon mal nicht.” Wobei die Jungs gar nicht so schlecht aussehen! Jedenfalls sind sie immer wieder überrascht, wie viele Leute dann tatsächlich zu ihren Auftritten kommen.

Nicht jeder Auftritt verläuft perfekt; hier und da schleicht sich eine Panne ein. Max erinnert sich: “Ich bin letztens ausgerutscht und hingefallen. Ich habe richtig peinlich ausgesehen. Da war rutschiger, nasser Boden, ich drehte mich und dann war das wie auf glattem Eis. Füße weg, Arme in die Luft und dann schön auf die Platte geklatscht.” Jerrit fängt an zu grinsen, beugt sich zu uns rüber und “Ich guckte nur nach links und musste mir so dermaßen das Lachen verkneifen.” Nach kurzer Überlegungszeit hat auch Jerrit eine Geschichte parat: “Wir hatten ein Bier auf einem der Verstärker stehen. Es war laut und der Boden sehr rutschig und auf einmal kippt dieses Bier in die Steckdose. Der komplette Laden war schwarz.” Und was macht man, wenn etwas Peinliches passiert? “Lächeln und winken – lächeln und winken”, demonstriert Jerrit gelassen und mit einem Lächeln auf den Lippen.

MJKTC zum Mitnehmen
Im Februar 2014 haben sie ihre erste selbstaufgenommene CD rausgebracht. Für diese Eigenproduktion sind sie nach Berlin gefahren und haben sich nur ihrer Musik gewidmet. Für Max und Co. war es “eine geile Zeit”. Und als die CD dann endlich geliefert, ausgepackt und in Händen gehalten werden konnte – wie hat sich das angefühlt? Finn rutscht vor Aufregung fast vom Barhocker und erzählt begeistert: “Mega-geil! Ich weiß es noch wie heute. Das Geile war ja, es kam nicht nur 1 CD, sondern es kam ja ein ganzer LKW.” Jerrit versucht ihn runter zu holen und fügt hinzu: “1000 Stück davon.” Alle zusammen sind sie unglaublich stolz darauf, denn die Produktion ist von den Studenten und Arbeitstätigen selbst finanziert. Fünf Titel befinden sich auf dieser CD. Gregor gibt zu verstehen: “Das Live-Spielen macht aber immer noch genauso viel Spaß, wie als wir die Songs gerade neu hatten.” Und auch dem Publikum machen sie immer wieder Spaß, denn von Lied zu Lied wird bei jedem das Rockfeeling und das Tanzfieber geweckt.

Bandprobe auf einem Bauernhof
Geprobt wird in einer Scheune eines Bauernhofs, denn da ist man durchgehend ungestört. Der Proberaum hat aber auch seine Nachteile: es stinkt, im Sommer ist es heiß und im Winter eiskalt. “Man hat die Wahl zwischen einem Hitzeschlag und einem Gefrierbrand”, ergänzt Gregor. 2-3 mal in der Woche sind sie für 3-4 Stunden von der Außenwelt abgeschottet und sind mit sich und ihrer Musik alleine. Während dieser Zeit entstehen viele neue Songideen.

In 10 Jahren haben sie hoffentlich den Durchbruch geschafft und falls nicht, dann “werden wir uns trotzdem zum Musikmachen treffen und immer an die coolen Momente zurückdenken.”

Die Zeit ist um und ich habe festgestellt, dass man sich bei den Jungs wie zuhause fühlen darf und kann. Diese Katzenkiller sind alles andere als brutal. Privat hat man das Gefühl, sie behandeln einen mit Samtpfoten, zeigen aber hin und wieder auch ihre wilde und verspielte Art.

Für eure musikalische Zukunft wünschen wir euch alles Gute, hier und da eine Katze, die euch neue Ideen vorbei bringt und die Power, die ihr zum Rocken auf der Bühne braucht – killt unsere Nerven (auf positive Art)!

Gruppenfoto

Das Interview wurde am 12. September 2015 in Hamburg geführt.

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