Fin the Chaef

Ein Koch hinterlässt Eindruck
Im Interview mit Fin the Chaef

Die Kieler Woche bietet jedes Jahr Nachwuchstalenten die Möglichkeit, ihr Können zu beweisen und ihre eigene Musik weiter zu verbreiten. Fin the Chaef sind anders als andere – deshalb haben wir sie zu einem Interview eingeladen. Schnell haben wir einen Termin gefunden. Lest jetzt, mit welchem Rezept die Fins ihre Musik kochen!

Eine Küche ist ein Raum der schwingenden Kochlöffel, tanzender Messer und singendem Geschirr. Die Bühne ist der Ort der kreischenden Gitarren, brummenden Bässen, knallenden Schlagzeugen und ausdrucksstarken Stimmen.

Einen Koch stellen wir uns wie folgt vor: weißes Hemd und weiße Kochmütze; in der Hand der Kochlöffel. Die Outfits einer Band hingegen lassen der Kreativität freien Lauf.
Wer sind Fin the Chaef und was haben sie mit einer Küche gemeinsam?

Modische Jungs
Firat Keskin (26) schwingt als Sänger nicht den Kochlöffel, sondern das Mikro. Malte Ahrens (37) ist ein ‘alter Hase’ in der Band und spielt die 1. Gitarre. Zu ihm gesellt sich Patrick Husfeldt (23) mit der 2. Gitarre. Espen Henken (20) spielt den Bass mit Leichtigkeit, als würde er Gemüse schneiden. Was wäre eine Band ohne Schlagzeuger? Marco Wiemann (24) übernimmt gekonnt diesen Part bei den Fins.

Firat

Kiel ist ihre Heimatstadt – ursprünglich kommen sie jedoch alle aus einer ganz anderen Ecke. Wie sie in ihrer Jugend zu ihren Instrumenten gekommen sind, sollen sie nun selbst erzählen. Firats Familie ist von Natur aus musikalisch. “Zu Familienfesten wird bei uns immer gesungen. Zusätzlich hat meine Mutter immer im Auto gesungen und dann war für mich die Hemmschwelle geringer”, erzählt er mir. Es kam die Zeit seiner ersten Schülerband – er griff zur Gitarre. Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: “Das kam am Lagerfeuer immer gut an. Und dann kam ich auf die Idee, dass ich Sänger sein könnte.” Gesangsunterricht hat er jedoch nie genommen.

Malte

Malte wollte früher ein ganz anderes Instrument lernen: Schlagzeug. Die Eltern waren dagegen und er erinnert sich: “Ich bin ja nun etwas älter und früher war es modern, Keyboard spielen zu lernen. Irgendwann bin ich dann über einen Rentner, der meinte, er wolle das Gitarrespielen Kindern und Jugendlichen näher bringen, an Gitarrenunterricht gekommen. Und dann war alles klar: Ich werde Rockstar und spiele E-Gitarre!” Malte hat daraufhin in vielen diversen Schülerbands gespielt, war Teil der “Blauen Jungs” und stieß dann später zu den Fins (bis dato noch ohne Namen).

Patrick

Patrick hat sich mit 13 Jahren im Musikladen eine Akkustik-Gitarre ausgeliehen, weil ihn eine Freundin dazu inspiriert hat. Bald kaufte er sich eine E-Gitarre; Gitarrenstunden konnte er sich nicht leisten, also musste ihm “Metallica” helfen – er betrieb das Learning by doing.

Espen

Als Espen an der Reihe ist, platz es aus ihm heraus: “Früher habe ich gesagt ‘Gitarre spielen ist geil’ und dann habe ich irgendwann Bass entdeckt und fand ‘Bass spielen ist geiler’.” Zu diesem Zeitpunkt war er 15 Jahre alt.

Marco FtC

Bei Marco war es ein Freund, der ihn mit dem Schlagzeugspielen angesteckt hat. Er denkt zurück und erzählt: “Mein Kumpel hatte ein Schlagzeug in der Garage stehen und fragte mich, ob er mir mal etwas zeigen soll. Ich selbst saß danach den ganzen Tag in der Schule und habe meine Mitschüler genervt, weil ich auf meinen Beinen herumgetrommelt habe.” Er bekam sein eigenes Schlagzeug und so entwickelte sich sein größtes Hobby.

Flugblatt in der Kieler Uni
Fin the Chaef gibt es seit November 2012. Alles fing mit einem Flugblatt am Schwarzen Brett in der Kieler Uni an. Firat erklärt: “Jemand hat einen Sänger gesucht und weil ich frisch nach Kiel gezogen bin und mir das In-einer-Band-spielen fehlte, habe ich mich bei den Suchenden gemeldet. Wir haben zusammen geprobt und das hat gepasst.”

Die Fins bestanden aber nicht von Anfang an aus dieser Kombination. Malte, ein weiterer Gitarrist und ein anderer Schlagzeuger gründeten mit Firat die Band. Der Schlagzeuger wurde bald durch Marco und der 1. Gitarrist etwas später durch Patrick ersetzt. Was dann noch einen interessanten Sound machen würde, wäre ein Bassist in der Band, die immer noch ohne Namen war. Eine Band ohne Namen? Das geht nicht. Wie kamen die Jungs auf den Namen ‘Fin the Chaef’?

“Also ich habe damit nichts zu tun”, verteidigt sich Espen sofort. Malte erinnert sich ganz genau an die Entstehungsgeschichte und stellt sie bildhaft dar: “Es meldete sich auf unsere Anzeige ein Mensch, der sagte, er spiele schon seit 10 Jahren Bass und hätte auch Interesse daran, in unserer Band zu spielen. Wir luden ihn ein. Marco und ich mussten damals zum Kieler Hbf fahren und ihn abholen – er käme dort mit der Bahn an. Wir wussten zu dem Zeitpunkt aber gar nicht, wie er aussieht. Woran würden wir ihn erkennen? Trägt er seinen Bass im Koffer oder hat er den vielleicht gar nicht dabei? Auf jeden Fall regnete es in Strömen und dann kam er – mit Bass ohne Koffer und stand vor dem Bahnhof im Regen und hielt diesen Bass in die Höhe, sodass wir wussten: Das muss der Bassist sein, auf den wir gewartet haben. Er stellte sich als Fin vor und wir kamen ins Gespräch. Er wolle gerne Punkrock spielen, weil er schon ich vielen Punkrockbands gespielt habe. Damit hatten wir kein Problem. Wir sind dann in den Proberaum und wollten, dass Fin miteinsteigt. Zuerst brauchte er eine 3/4 Stunde, um vier Saiten zu stimmen und dann gab er beim Proben keinen Ton von sich. Wir probten ca. 2 Stunden – die längsten Stunden meines Lebens. Am Ende sagten wir ihm, wir würden uns melden oder auch nicht. Wir verabschiedeten uns und hatten die Info: er hieße Fin und wäre vom Beruf Koch.” Fin hat also einen Eindruck hinterlassen – in die Band wurde er jedoch nicht aufgenommen. Es sollte ein anderer junger Mann sein, der den Bass in der Band spielt – Firat hat Espen bei einer Kneipentour angesprochen und seitdem gehört auch er zu den Fins. Seit der besagten Probe nennen sie sich ‘Fin the Chaef’ (dt.: Fin der Koch). Weil jedoch viele das Wort ‘Chaef’ falsch betonen oder falsch übersetzen “denken viele, wir wären Chefs. Deshalb gibt es auch überall die Kochmütze dazu”, erklärt mir Malte.

Ein ‘Druck-Gig’ verändert alles
Ihren 1. Auftritt verdanken sie Malte. Malte sagt: “Ich habe einfach einen Termin klar gemacht und wir hatten noch gar nichts.” Das Jugendzentrum Bordesholm fragte nach einer Band und Fin the Chaef haben den Auftritt bekommen. Nun hieß es: Songs schreiben. Drei Monate hatten sie Zeit, um vier zusätzliche Songs fertig zu bekommen. Dieser ‘Druck-Gig’ gab den Jungs die nötige Motivation, eine Set-Liste zu machen.

FtC_Huckepack

Was für Musik machen die Jungs denn nun eigentlich? Fesh sehen sie ja schon aus in ihren weißen Hemden und der Fliege um den Hals. Aber der Schein trügt. “Auf der Karte stehen saftige Rocksteaks mariniert mit Stoner- und Alternative-Rock, angereichert mit einer Prise Punkrock.” Gemeinsam bringen sie das Publikum zum Kochen – es wird heiß.

Jeder der fünf Musiker kommt aus einem anderen Musikgenre. Firat schwärmt vom Sänger der “Arctic Monkeys”, Malte wird von der “Seattle Grunge Scene” und “Soundgarden” inspiriert, Patrick hat die “Foo Fighters” in seinen eigenen Stil aufgeno¬men, Espen findet die “Red Hot Chili Peppers” und die “Streetlight Manifesto” klasse und Marco wurde vom Schlagzeuger der Band “Porcupine Tree” dazu bewegt, sich auch weiterhin dem Schlagzeug zu widmen.

Mut zur Sexyness
Wie schon erwähnt, tragen sie weiße Hemden und eine Fliege – der perfekte Kontrast zu ihrer Musik. Auf der Bühne schlüpfen sie in ihre Musikerrolle und lassen das Publikum staunen. Doch einer der Fins passt nicht ins Bild: Marco. Marco sieht man nur in kurzer Hose und Fliege. Das Hemd fehlt. Lachend gibt er zu: “Ich spiele gerne halbnackt.” Ein Blickfang für alle weiblichen Wesen vor der Bühne! Zusammen wagen sie den Schritt zur Sexyness auf der Bühne.

FtC_auf der Bühne

Aber warum eine Fliege und keine Krawatte? Espen zählt spontan auf: “Erstens – es sieht doof aus und Zweitens – eine Krawatte fliegt dir halt immer über dein Instrument. Fliegen tragen wir sonst nie und es sieht nun mal einfach cool aus.” Und dann kommen die Jungs auf die weißen Hemden zurück. Es gibt da so einige “Probleme eines Rockstars”, laut Firat. Dreimal hintereinander das gleiche Hemd tragen ist manchmal nicht so ratsam; waschen geht zeitlich auch nicht immer und dann kommt noch das Bügeln hinzu. “Das geht alles ins Geld”, meint Malte dazu.

Aber gut aussehen hilft leider nicht sehr viel, wenn beim Auftritt etwas schief geht. Mittlerweile nehmen sie Pannen in Kauf und wissen, wie sie damit umgehen können – sie nehmen es mit Humor. Firat sagt dazu: “Uns kann nur noch wenig überraschen” und Espen wirft lachend ein: “Weil wir auch schon mal alles falsch gemacht haben.” Plötzlich fangen sie an, sich an witzige Momente zu erinnern. Firat beginnt mit: “Wir haben einen Part in unserem Song, wo jeder aufhört zu spielen und Patrick dann mit einem kleinen Solo einsteigt. Alles ist still, das Publikum wartet, Patrick fängt an zu spielen und es kommt kein Sound. Es war total still und da haben wir dann alle laut gelacht.” Auch Malte steuert etwas bei: “Marco stand in der vorletzten Strophe auf, weil er dachte, der Song ist zu Ende und hob die Arme nach oben. Wir haben ihn angeguckt und spielten weiter.”

Sie gewinnen die Sympathie einiger Zuhörer und werden gerne auch mal auf der Straße angesprochen. “Es fühlt sich seltsam aber auch cool an, wenn dir die Leute nachlaufen und ein Autogramm haben wollen”, erzählt Marco mit einem Lächeln; “Es kommen Leute, die sagen ‘ihr habt bei eurem Auftritt den 4. Song eurer CD gar nicht gespielt – das ist doch der Beste’”, erzählt Espen verwundert.

Musik für Zuhause
Im Juni 2015 haben die Fins ihre 1. eigens aufgenommene CD auf den Markt gebracht. Mit ihrem Talent haben sie es geschafft, ihrer Musik eine eigene Handschrift zu geben. Nun können Freunde und Fans etwas von den Fins in den Händen halten und sich auch zuhause anhören. Die Jungs sagen jedoch von sich selbst, dass sie ihre Lieder lieber live spielen. “Es macht absolut Spaß auf der Bühne zu stehen und unser Ding zu machen und wenn ein paar Leute dabei zugucken und die gute Laune überschwappt, dann ist das eines der geilsten Dinge”, bringt Espen mit Begeisterung zum Ausdruck.
Wie war es denn, die fertige CD endlich in Händen zu halten? “Wie ein Baby kriegen”, haucht Malte in die Runde. Für Firat und die anderen war der ganze Vorgang aufregend. Und dieser soll sich bald wiederholen – Ideen für weitere Songs sind vorhanden. Wir sind gespannt, wann es soweit sein wird!

Unregelmäßig und doch regelmäßig – Bandproben
Die Bandproben finden in sogenannten Probeblöcken statt (zwei Tage hintereinander; 2-5 Stunden). Hierfür begeben sie sich in ihren Proberaum, der sich im Kieler Hochbunker befindet. Die Fins sagen mir mit Achtung: “Malte ist bei uns die treibende Kraft. Ohne Malte wären wir immer noch nur im Proberaum. Wenn wir überhaupt noch eine Band wären.” Jeder in der Band wird für sein Talent und seinen Charakter geschätzt. “An Marco mag ich am meisten seinen ‘Ich hasse euch alle’-Spruch”, fügt Malte an dieser Stelle mit einem Lächeln auf den Lippen hinzu.

Das Interview geht langsam zu Ende, denn die Jungs haben heute noch einen Auftritt – ihren Letzten, bevor Patrick für ein halbes Jahr nach Amerika reist. Wir werden auf dich warten und im nächsten Jahr wollen wir von euren neuen ‘Rezepten’ kosten!

Für euren weiteren Weg Richtung Musikerkarriere wünsche ich euch alles Gute, die richtigen ‘Zutaten’ zum Songs schreiben und Spaß am gemeinsamen Rocken der Bühne!

Gruppenfoto

Das Interview wurde am 24. Juli 2015 in Kiel geführt.

Kontakt
www.finthechaef.de
E-Mail: mail@finthechaef.de
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Soundcloud: Fin the Chaef