Elvis Dies Tomorrow #2

Gestorben wird morgen!
Im Interview mit Elvis Dies Tomorrow

So langsam wird es frisch draußen und ich trete ein in den warmen Pogue Mahone in Kiel. Dort treffe ich auf die gutgelaunten Jungs von Elvis Dies Tomorrow. Schlagzeuger Steini steckt im Stau fest und deshalb machen wir es uns nur zu viert an einem Tisch bequem und fangen an über das vergangene Jahr zu reden.

Veränderung in der Band
Im Jahr 2014 fing alles an und im Dezember 2015 gab es die erste interne Bandveränderung. Bassist Max stieg aus privaten Gründen aus der Band aus. Nun hieß es für Julius (23), Öddl (22) und Steini (25) einen neuen Bassisten zu finden, der mit ihnen „Elvis Dies Tomorrow“ wieder vervollständigt. Über eine Stellenausschreibung hatten sich einige Interessierte gemeldet, doch letzten Endes konnte jemand aus dem eigenen Freundeskreis überzeugen: Jören (23). Julius verrät: „Ich wollte Jören von Anfang an dabei haben, aber die anderen wollten noch anderweitig die Ohren aufhalten. Bei einer gemeinsamen Bandprobe haben wir dann aber festgestellt `Das passt wie Arsch auf Eimer´!“ „Und Jören ist auch außerhalb der Band ein unfassbar cooler Typ“, fügt Öddl hinzu.

Lennart Heyduck
(von links nach rechts: Jören, Steini, Julius und Öddl                       Foto: Lennart Heyduck)

Wem Jörens Gesicht bekannt vorkommt, dann sicher aus der Band „Gordon Shumway“. Dort sitzt er nämlich hinter dem Schlagzeug und sorgt für den richtigen Beat. Welches Instrument kam denn nun zuerst? Tatsächlich hat ihn seit frühen Kindertagen die Gitarre interessiert. „Ich habe in der Schule ein musikalisches Früherziehungsjahr – Musikzirkel – gemacht. Dort konnte man jeden Monat ein anderes Instrument ausprobieren. Der Witz war: das waren 12 Instrumente und Gitarre war bei mir das Letzte. Ich musste also ein Jahr warten, bis ich das Instrument spielen konnte, das ich wollte“, erinnert er sich. „Ich musste früher Trompete spielen“, unterbricht ihn Öddl, der bei Elvis Dies Tomorrow für Gitarre und Backgroundgesang zuständig ist. „Später hatte ich immer das `Glück´, in den Bands gewollt zu werden, in der nicht mein Instrument zur Stellenausschreibung stand. Ich habe Schlagzeugspielen gelernt, weil der Schlagzeuger aus meiner ersten Band ausgestiegen ist. Und mit dem Bass war es bei Elvis Dies Tomorrow ähnlich“, erzählt Jören weiter.

Ein Highlight nach dem anderen
Ihr wahrscheinlich größtes Highlight in diesem Jahr war ihr Auftritt in der schönen „Studenten“-Stadt Brest (Frankreich) beim „Les Pétarades“ (Festival). Organisiert wurde das Ganze vom Kieler Jugendring e.V. Ihre ersten Gedanken? „Scheiße, ich habe zwei Wochen später Prüfung“, ging es Öddl damals durch den Kopf und Julius erzählt mit einem Grinsen im Gesicht: „Öddl hat mich zu später Stunde angerufen. Ich hab mich so doll gefreut, dass ich ein Glas an der Wand zerschmissen habe.“ Zusammen mit einem Betreuerteam (inkl. Fotograf) traten sie die 19 Stunden Autofahrt an, um für eine Woche in Brest zu verweilen. Mit jedem Kilometer, der sie näher an ihr Ziel brachte, stieg die Aufregung und Vorfreude vor dem ersten Auftritt im Ausland. Die Sprache war das kleinste Hindernis. Wie auf Knopfdruck sagt Öddl: „Salut. Je m’apelle Kim. Je jour le guitare. Je suis le sucre chanteur“ und Julius erwähnt: „Ich wollte einen Begrüßungssatz auf Französisch sagen, aber auf der Bühne habe ich den wieder vergessen.“ Im Nachhinein fällt den Dreien belustigt zum Auftritt ein: „Es bringt gar nichts mit den Leuten zu reden. Die haben einfach kein Wort Englisch verstanden, aber das war egal, weil die da hammermäßig viel Spaß hatten.“ Auch abseits von der Bühne haben die Jungs Eindrücke bekommen und Erfahrungen sammeln können. „Zum Beispiel tragen die Franzosen in der Uni einen Anzug – wir sind da mit unseren normalen Klamotten ganz oft negativ aufgefallen“, erinnert sich Jören. Im Endeffekt sind Julius, Öddl und Jören der Ansicht: „Das war eine sehr coole Tour – eine Erinnerung, die für immer bleibt!“

Im Juni folgte dann ihr Auftritt bei der Kieler Woche. Auf der Jungen Bühne standen sie auch schon im vergangenen Jahr und haben erneut einen wunderbaren Auftritt hingelegt. Ob sich etwas verändert hat? „Das Gefühl im Backstage-Bereich war irgendwie anders“, finden Julius und Jören; „Ich stand dieses Mal – von mir aus gesehen – auf der linken Seite der Bühne“, erinnert sich Öddl. Das Publikum hatte wie beim letzten Mal viel Spaß, auch wenn es in diesem Jahr von den herabstürzenden Regentropfen nass wurde – das störte keinen. Und sicher ist: Sie möchten nächstes Jahr wieder kommen!

Auch beim nächsten Auftritt in Kiel konnten Elvis Dies Tomorrow dem Regen nicht entkommen. Der Kieler Bootshafensommer empfing die Vier mit offenen Armen und bereitete allen eine schöne Zeit. Julius lächelt in die Runde: „Ich hätte die Leute gerne ins Trockene geholt, aber auf die Bühne dürfen die ja nicht.“ Nach kurzer Überlegungszeit äußert sich Jören: „Einen Vorteil hat der Regen. Die Leute, die uns wirklich sehen wollen, bleiben auch im Regen da und im Endeffekt sehen wir, wer sich wirklich für uns interessiert oder wer einfach nur so da ist. Wir haben auch generell festgestellt, dass wir mehr Fans bekommen haben. Früher kamen viele unserer Freunde mit; heute sehen wir Gesichter, die kennen wir gar nicht.“

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Egal, ob die Jungs nun einen Auftritt haben oder nicht – sie verbringen jedes Wochenende zusammen und bilden eine glückliche „Familie“, in der sich hin und wieder auch gestritten wird. „Wir haben uns aber genauso lieb wie vorher“, schmunzelt Julius seine beiden Bandkollegen an.

Die richtige Technik
Ende Mai haben Julius, Öddl, Jören und Steini zum ersten Mal ein offizielles Musikvideo zu ihrer aktuellen Single „About The Fire & The Spark“ veröffentlicht. Erste Ideen, durchdachte Vorbereitungen, umgesetzte Pläne – ein Wochenende vor der Kamera. Die Vorbereitungen seien am stressigsten gewesen, erzählen sie mir. Und dann gibt es da noch die weibliche Hauptrolle, die besetzt werden musste. Erneut wurde im Freundeskreis herumgefragt und auch eine Stellenausschreibung bei Facebook hat es gegeben. Ihre Freundin Sinja hat sich am Ende die Rolle ergattert, auch wenn die Jungs schon zu Beginn daran dachten, sie zu nehmen. „Das Lustigste war dann das Aufhängen von den vielen Bildern, die man im Hintergrund an der Wand sieht“, finden Öddl und Julius. Stressig war dann viel mehr die Nachbearbeitung und das Schneiden. Jören beschwert sich gespielt über Julius: „Ich konnte sein Gesicht irgendwann nicht mehr sehen. Den ganzen Tag saß ich da rum und hab daran gearbeitet, dass alles passt und immer das Gejole nebenbei.“ Julius lacht und meint, ohne ihn groß zu beachten: „Ich hätte Bock auf noch ein Video. Das hat mehr Spaß gemacht, als ich dachte.“

Zudem haben Elvis Dies Tomorrow viele Ideen für neue Songs, die nur noch zu Papier gebracht werden müssen. Songs wie „For The Voiceless“, „Sleepwalker“ und „One In A Million“ sind und bleiben Ohrwürmer, aber auch ihre neuen Songs finden ihren Weg ins Langzeitgedächtnis. Der typische Elvis Dies Tomorrow-Stil ist deutlich zu entnehmen und hebt die Lieder aus der Masse heraus. Auch gecoverte Lieder wie „Drop Dead Casanova“ (Disco Ensemble) und „Rebell Yell“ (Billy Idol) sind zu einem festen Bestandteil geworden. Zu „Rebell Yell“ erzählen sie mir folgende Geschichte zur Aufnahme in die Setlist: „Wir sollten dieses Lied auf dem Geburtstag eines Freundes spielen. Der Song hat bei den Proben so viel Spaß gemacht, dass wir ihn drin gelassen haben.“ Eine gute Entscheidung, denn „es ist sehr anspruchsvoll zu spielen, Julius hat eine geile Stimme und er kommt mal von der Gitarre weg“, findet Öddl und „Das finde ich auch mal ganz nett“, stimmt ihm Julius zu. Auf meine Frage, ob er eine Veränderung bei seiner Gesangsstimme festgestellt habe, antwortet er mir: „Ich habe gelernt meine Stimme für 1 ½ Stunden durchhalten zu lassen. Ganz früher ging die nach 45 Minuten komplett den Bach runter“ und dann meint er lachend: „Nach Auftritten bin ich schon des Öfteren heiser gewesen, aber heiser sein bedeutet nicht, dass man nicht mehr singen kann.“

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Auch Elvis Dies Tomorrow sind Fans
Wer kennt ihn nicht? Fynn Kliemann – Ein Typ, den viele sicherlich aus seinen mehr oder minder hilfreichen Handwerkervideos bei Youtube kennen. Öddl bekommt leuchtende Augen und schwärmt: „Geilster Typ der Welt! Er hat sich einen Hof gekauft und daraus das Kliemannsland geschaffen. Dort kann man sich als Bürger bewerben und zusammen mit ihm oder alleine Videos aufnehmen. Da hätten wir voll Bock drauf und haben uns beworben. Wir möchten gerne mal da hin!“ Fynn Kliemann ist kein Musiker, aber dafür die „Blackout Problems“. „Ich hätte Lust, mal mit denen zusammen Musik aufzunehmen“, verrät Julius. „Ich finde, die haben eine coole Art, ihre Show abzuliefern. Ich würde gerne wissen, wie die das schaffen, so gute Stimmung zu verbreiten“, redet er weiter. Öddl erinnert sich an einen Auftritt der Blackout Problems und meint belustigt: „Der Sänger hat sich an eine Discokugel gehängt und ist völlig abgegangen. Bei einem anderen Auftritt hat er das auch gemacht. Ich glaube, der mag Discokugeln. Vielleicht ist das auch deren ihre Masche. Wir brauchen auch eine Discokugel!“ Julius lacht und fügt hinzu: „Vielleicht sind die aber auch einfach nur verrückt und denken nicht drüber nach, was sie machen. Wenn sich der Sänger an seinem eigenen Mikrokabel aufhängt, dann ist das halt so.“

Während andere zur Discokugel aufsehen, blicken Elvis Dies Tomorrow auch auf ihre eigenen Fans. „Wir verkaufen selbstgestaltete Jutebeutel und es ist immer witzig, wenn man eine fremde Person mit so einem Beutel durch die Stadt laufen siehst“, denkt Jören. Julius blickt aus dem Fenster und schwelgt in Erinnerung: „Wir haben letztens in Heide auf dem Marktplatz gespielt und da kam ein kleines Mädchen von ca. 4 Jahren voll begeistert zu mir und dann sollte ich ihr Hello Kitty-T-Shirt unterschreiben. Das fand ich süß.“ Was die Jungs auch cool fanden, war ihre Begegnung mit „Papa Roach“. Jören ist an der Reihe und erzählt: „Steini und ich hatten die Ehre bei einem Barkassenkonzert mit den Blackout Problems durch den Hamburger Hafen zu fahren. Das war sehr emotional.“ Öddl muss erst überlegen und dann fällt ihm ein: „Ich fand es geil, als ich mich mit dem Techniker von Royal Republic stundenlang über Gitarren unterhalten hab.“

Die Tür geht auf und Steini kommt herein. Genau pünktlich, um meine letzte Frage zu beantworten: Was wolltest du schon immer mal sagen? Er blickt zur Decke, zur Seite und dann endlich in unsere Richtung und sagt: „Holz“. Mit einem lauten Lachen endet unser zweites gemeinsames Interview.

Als Außenstehende kann ich behaupten, dass sich das Elvis-Quartett von Auftritt zu Auftritt steigert. Die Ruhe selbst hat heute das leichte Zittern in den Händen ersetzt, auch wenn ihre Herzen vor Aufregung/Vorfreude wie wild pochen mögen. Sie bleiben sich und ihrer Musik treu und beweisen somit: Gestorben wird morgen!

Es war wieder eine schöne und lustige Zeit mit euch und ich freue mich schon auf ein womöglich nächstes Interview im nächsten Jahr! Macht bis dahin weiter so und immer schön kreativ bleiben.

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Das Interview wurde am 07. Oktober in Kiel geführt.

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