First Year Nameless

Ein Gedanke, der bleibt
Im Interview mit First Year Nameless

Lange haben wir es geplant und nun hat es endlich geklappt: Mein Interview mit First Year Nameless. In Ihrem Proberaum haben wir es uns unter Lichterketten bequem gemacht und unter Aufsicht von Schaufensterpuppe Babette/FYNja („gespaltene Persönlichkeit“) über ihr Bandleben gesprochen.


Die Namenlosen

Das erste Jahr haben Sänger Steffen (38), Gitarrist Max (39), Bassist Micha (37) und Schlagzeuger Timo (42) – damals noch in anderer Besetzung – ohne Bandnamen verbracht. Heute kennt man sie unter „First Year Nameless“ (FYN).


(von links nach rechts: Timo, Max, Steffen, Micha – Foto Kreativpur)

Steffen erzählt, dass er erst 2004 mit dem Singen angefangen hat. „Ich habe im Internet eine Anzeige einer Coverband zum Thema `Sänger gesucht´ gefunden mit den Worten in Klammern `Muss ja nicht der Beste sein´. Gesangsunterricht hatte er nur wenige Stunden, singt dafür aber mit voller Leidenschaft.

„Mit ca. 12 Jahren habe ich die Rockmusik für mich entdeckt – Die Ärzte, Greenday, Nirvana“, beginnt Max zu erzählen. „Ich wollte eigentlich schon immer Gitarre spielen, habe dann aber mit Bass angefangen. Dann wurde ich besser und konnte gleich Gitarre spielen“, lacht er. Zu Weihnachten gab es dann die erste Gitarre und das erste, was er spielen konnte, waren Weihnachtslieder, verrät er belustigt.

„Bei mir war es genau anders herum“, macht Micha weiter. Micha fing mit E-Gitarre an, wechselte dann aber zum Bass, weil das bei den Leuten, mit denen er Musik machen wollte, eher gesucht war – „Deswegen musste ich etwas Cooleres machen.“

Timo hat eine VHS Kassette von Guns n‘ Roses zum Trommeln inspiriert – „Die habe ich mir hoch und runter angesehen“, gesteht er.

First Year Nameless

Es war 2012 als Micha Timo, Max und den ehemaligen Gitarristen Björn zum gemeinsamen Jammen eingeladen hat. Zwischen den jungen Männern hat es sofort gefunkt und das erste gemeinsame Jahr begann. „Wir haben erstmal ein Jahr nur zusammen Musik gemacht. Wir hatten keine Texte und haben unseren Songs Arbeitsnamen gegeben, um uns besser orientieren zu können“, erinnert sich Max. So entstand der Wunsch nach einem Sänger. FYN denken an diverses Vorspielen und Vorsingen, bis sie ihren ehemaligen Sänger Hans trafen. „Hans hat uns dann bis Anfang 2018 begleitet und ist dann aus familiären Gründen ausgestiegen“, erklärt Micha. Es wurde eine Facebook-Anzeige gesetzt, woraufhin sich Steffen recht schnell meldete. Er grinst: „Ich kam gefrustet aus der Probe meiner alten Band und habe geguckt, was es so in Kiel gibt und habe denen geschrieben. Am nächsten Tag haben wir telefoniert und am Tag darauf war Probe.“ In der Zwischenzeit hatte Björn noch vor Hans die Band verlassen.

Der Bandname klingt einleuchtend und doch war es ein ganz spontaner Gedanke, der für immer bleiben sollte. „Irgendwann kam ich zur Bandprobe und sagte `wir sind jetzt seit einem Jahr ohne Namen´ und dann schoss es mir durch den Kopf – One Year Nameless. Ah nee! First Year Nameless“, erzählt Micha lachend mit erhobenem Finger. Der Gedanke kam bei allen gut an und hat sich bis heute gehalten. „Die Abkürzung FYN klingt auch viel besser als OYN“, wirft Steffen lachend ein. Ja – das finden wir auch!

Mit Rock in jede Richtung

Wie könnte man ihren Musikstil am besten beschreiben? Laut? Rotzig? Dynamisch? Micha meint: „Wir bewegen uns auf jeden Fall im Großraum Rock. Aber da verschwimmen die Grenzen ziemlich.“ Ob es nun Stoner, Progressive, Hardrock oder normaler Rock ist, darauf wollen sie sich nicht festlegen. Können sie auch gar nicht, denn sie machen die Musik, die ihnen Spaß macht und „die Richtung kann sich auch immer wieder ändern“. Allerdings können wir immer wieder heraushören, welche Einflüsse die Jungs haben. Bei Max sind es die 70er-80er Jahre, bei Micha und Timo Metal und bei Steffen Progressive Rock. Zusammen ergibt es die perfekte Mischung, um die Jungs in keine Schublade stecken zu können.

Zu ihren Texten haben sie eine klare Meinung: „ Unser Ziel ist es, nicht politisch zu schreiben. Die Musik soll für alle sein.“ Es stellt sich heraus, dass Steffen für die Texte zuständig ist und erwähnt, dass er über alles schreibt, was ihm zugeworfen wird – seien es nun fröhliche oder nachdenkliche Themen, er findet in seinem digitalen Notizbuch immer einen passenden Ideenschnipsel. Steffen erklärt, dass er beim Schreiben keiner bestimmten Technik nachgeht. Er hört sich eine vorgegebene Melodie an und in seinem Kopf entstehen die Texte dazu.

Obwohl es FYN nun seit zehn Jahren gibt, können wir erst eine EP in den Händen halten. Darauf befinden sich Lieder aus der Zeit, als noch Hans ins Mikrofon sang und Björn seine Gitarrensoli spielte. Die Jungs finden, dass sich seitdem viel getan hat und sie heute ganz anders klingen. Deshalb war vor der Corona-Welle eine neue Platte geplant. Leider machte ihnen das Virus einen Strich durch die Rechnung und auch mit dem Studio, in dem sie sein wollten, hat es letzten Endes auch nicht harmoniert. In den vergangenen Monaten haben sich Steffen, Max, Micha und Timo dazu entschieden, eine zweite Platte dann aufzunehmen, wenn die Zeit dafür reif ist. „Wir spielen viel zu gerne live“, erklärt Steffen. Trotzdem haben sie eine Liste an Songs startbereit und wenn es soweit ist, werden sie es uns wissen lassen. Die Musik ist ihr Hobby – „Wenn man zu viel Druck ausübt, kann das nichts Vernünftiges werden“, findet Max. Aber sie sind sich sicher – eines Tages wird es sie geben.

Musik an, Welt aus

Ihren ersten gemeinsamen Auftritt in dieser Konstellation hatten sie in der Kieler Pumpe zusammen mit der Band Pay Pandora. Acht Proben und der Abend „war geil“ (Micha), „hat Bock gemacht“ (Steffen), „war etwas ungewohnt“ (Timo) und „hat viel positives Feedback gebracht“ (Max). Schnell wurde den FYN’s klar, dass Steffen eine große Bereicherung für sie geworden ist und die Band als Vierergespann da angekommen ist, wo sie sein wollen. Auch andere Auftritte wie in Heide vor ca. 400 Leuten oder in Flensburg kommen ihnen direkt in Erinnerung. Max wirft ein: „Der geilste Auftritt war aber der, auf den wir uns am wenigsten vorbereitet haben. Wir sind ohne Erwartungen da hin und die Leute haben es abgefeiert.“ An dieser Stelle dürfen wir nicht vergessen, ihre eigene kleine Privatveranstaltung zu erwähnen: Das crowwood bash in Felde, was mittlerweile schon zum zweiten Mal stattfand – ein dritter Durchgang ist in Planung. „Weil wir während Corona nicht mehr nur im Proberaum sitzen wollten und es keine Chance gab, irgendwo aufzutreten, war die Idee, etwas eigenes zu machen“, merkt Steffen an.

Zehn Jahre First Year Nameless – ist man da noch aufgeregt, bevor es auf die Bühne geht? „Das kommt ganz darauf an, wie gut wir vorbereitet sind“, findet Micha. „Ich bin meistens müde, bevor es losgeht, weil man den ganzen Tag schon unterwegs war und irgendwelches Zeug geschleppt hat“, wirft Steffen spontan ein und Micha kontert lachend: „Was schleppst du denn außer dein kleines Mikro?“ In allem sind sie sich jedoch einig: Je länger man auf seinen Auftritt warten muss, desto nervöser wird man. Und wenn man mal eine Strophe doppelt singt, bei einem Gitarrensolo mitten im Song mit dem Trommeln aufhört (Song „Max“), das Trommelende bei „Rite it on“ vergessen hat oder das Kabel vom Mikro abgerissen wird, sie nehmen es locker. Timo meint dazu: „Jede Live-Band macht Fehler. Das ist menschlich. So lange der Groove und die Dynamic rüberkommt, ist es gut.“ Die Jungs bilden ein perfektes Team, in dem jeder wieder abgeholt und mitgenommen wird, wenn er mal aus dem Ruder gerät.

Hier unterstützt man sich beim Musik machen, man kann miteinander reden, jeder kann sein Ding machen, etwas einbringen und daran wächst das Ganze. Steffen sagt dazu: „Der Zusammenhalt ist schon das Geilste.“ „Jeder kann sich frei entfalten und alles wird angehört. Insgesamt sind wir alle auf einer Wellenlänge“, ergänzt Timo. Das, was vielleicht mal nervt ist, dass Max aktuell immer die Saiten beim Proben reißen. Er meint trocken dazu: „Herstellungsfehler“, doch Steffen sieht das anders und witzelt: „Oder vielleicht mal Fingernägel schneiden.“ Am Wichtigsten ist dennoch, dass sie nach einem anstrengenden Tag den Proberaum betreten und abschalten können. „Proberaumtür zu, Welt aus“, wie Micha sagt. Hier kann man den ganzen Stress aussperren und den Kopf wieder freikriegen. Wie bei einer Selbsthilfegruppe.

Für die Zukunft wünschen sie sich, einfach Musik machen zu dürfen und bekannter zu werden. Bescheiden, wie sie sind, würde ihnen Schleswig-Holstein vorerst reichen. Auch ein Auftritt auf der Kieler Woche wäre ein kleiner Traum (z.B. RadioBOB, Bahnhofsbühne). Bei allem, was sie machen und erreichen wollen, spielt Leidenschaft eine große Rolle. Und die haben sie. Und ihre Fans – „Wir haben Fans“, fragt Max ironisch. Was sie sich wünschen ist, kommt zu ihren Konzerten, bleibt dran, freut euch auf Neues, kauft mehr Merch und ganz wichtig: „Schön, dass es euch gibt!“

Aus einem simplen Gedanken hat sich eine lange Bandhistorie mit Höhen und Tiefen entwickelt, aber nach dem Konzept „Musik an, Welt aus“ rocken sie das Land und werden sich einen Namen machen – da bin ich mir sicher!


Für eure Zukunft wünsche ich euch immer genug inspirierende Gedanken, Fans, die für euch Mundpropaganda führen und euch über Schleswig-Holstein hinaus tragen!



Das Interview wurde am 10.11.22 in der Nähe Kiel geführt.

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